Zwischen Erfolg und Umsatzminus - der aktuelle Franchise-Markt
Immer mehr Selbstständige nutzen die Möglichkeit
der Übernahme einer etablierten Geschäftsidee - das Franchising. Die
Umsatzzahlen der Branche sind in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen.
Neue Trends zeichnen sich vor allem im Dienstleistungsbereich ab, in dem
IT-Anwendungen zunehmend Bedeutung erlangen.
Das Franchising hat seinen Ursprung im 18. Jahrhundert. Einzelne, von den
damaligen Regierenden ausgewählte Personen erhielten in Frankreich und
Großbritannien das Recht, bestimmte Erzeugnisse zu produzieren oder mit diesen
zu handeln und mussten als Gegenleistung für die Privilegien ein Entgelt an die
Franchise-Geber zahlen. Auch im deutschsprachigen Raum wurde dieses
Absatzkonzept populär und verbreitete sich vor allem in der zweiten Hälfte des
19. Jahrhunderts. Heute gibt es in Deutschland knapp 1000 Franchisegeber und
rund 75.000 Franchisenehmer mit über einer halben Million Beschäftigten.
Zahlen und Fakten in der Schweiz
- Seit Jahren steigende Neugründungen
- Die Zahl der Franchisenehmer steigt laut dem Schweizer Franchise Verband (SFV) jährlich um etwa 10% an. 4.500 Franchise-Nehmer gab es 2013. Zwei Drittel der aktiven Unternehmen wurden nach dem Jahr 2000 gegründet. Die Statistiken weisen selbst in der Zeit der wirtschaftlichen Flaute 2009 - 2011 keinen Einbruch an Neugründungen auf. Die Übernahme von Geschäftsideen in die eigene Selbstständigkeit erweist sich somit - trotz konjunktureller Schwankungen - als stabile Erwerbsgrundlage.
- Gemäß dem SFV sind die Marktanteile in den einzelnen Branchen ähnliche ausgeprägt wie in Deutschland. Der Deutsche Branchenverband berichtet in einer Statistik von 2013, dass die meisten Selbstständigen auf Konzessionsbasis im Dienstleistungssektor tätig (25%) sind. Hier führen die Anbieter von IT-Dienstleistungen mit 6,68% Marktanteil, dicht gefolgt vom Bauhandwerk mit 5,21% Marktanteil. Ebenso fallen Leistungen im Bereich Management und Organisation sowie Gesundheitsdienstleistungen in diesen Sektor.
- Der Handel macht 25% aller Franchise-Unternehmen aus. Dieser Bereich umfasst etwa den Lebensmittel-Einzelhandel, den Verkauf von Backwaren oder Möbeln, aber auch das Personalleasing.
- Hotel und Gastronomie sind mit 18,3 % Marktanteil vertreten (z.B. Bars, Schnellrestaurants, Kneipen, Cafés) und das Handwerk (ohne Bau) mit 11,7%. Die Marktanteile der einzelnen Branchen haben sich im Vergleichszeitraum kaum verändert.
- Auch die Zahl der Franchisegeber in der Schweiz ist gestiegen. Im Jahr 2000 vergaben 150 Unternehmen Konzessionen, wobei insgesamt mehrheitlich ausländische Franchise-Systeme auf dem Schweizer Markt vertreten sind. 2013 waren es bereits 180. Der Anstieg ist hier weniger stark ausgeprägt wie bei den Franchise-Nehmern, was darauf hindeutet, dass bereits am Markt erfolgreiche Konzepte häufig übernommen werden und nur wirtschaftlich tragfähige Ideen neu als Franchise-System etabliert werden. Das steigende Wachstum der Konzessionsnahme wird laut dem Branchenverband weiterhin anhalten, gerade in Nischenbereichen.
Welche Vorteile bietet das Franchising?
Der langsame
Anstieg der Franchise-Geber im Vergleich zu den Franchise-Nehmern zeigt, dass
nur bewährte Konzepte auch weitergegeben werden. Selbstständige profitieren
davon, ein etabliertes System nutzen zu können, das bereits auf dem Markt
erprobt ist und den Eintritt in die wirtschaftliche Selbstständigkeit
erleichtert. Innerhalb des Systems besteht oftmals ein Gebietsschutz, sodass
keine unmittelbare Konkurrenz bezogen auf das spezifische Angebot besteht - ein
Vorteil, den viele Jungunternehmer zu schätzen wissen. Im kompletten
Leistungspaket werden Artikel für das Merchandising, das Marketing, aber auch
weitere benötigte Ausgangsmaterialien oder Geräte vom Franchise-Geber zur
Verfügung gestellt. Das unternehmerische Risiko ist dadurch reduziert, was
wiederum bei der Frage der Kreditwürdigkeit von Vorteil ist. Ein weiterer
Pluspunkt ist auch, dass die Konzessionsgeber regelmäßige Schulungen und
Einweisungen anbieten, sodass das für die Selbstständigkeit notwendige Wissen
nicht autodidaktisch erworben werden muss. Missstände werden durch die Kontrolle
des übergeordneten Unternehmens schnell erkannt und beseitigt. Demgegenüber
stehen die finanziellen Verpflichtungen, die ein Unternehmer mit der Übernahme
eines Franchise-Konzepts eingeht. Es existieren verschiedene Gebührenmodelle,
die eine Umsatzbeteiligung von bis zu einem Drittel vorsehen. Am Anfang müssen
Erstausstattung und Lizenzen gekauft werden, was eine finanzielle Belastung
bedeuten kann und die unternehmerische Freiheit wird durch die Vorgaben des
Franchise-Gebers eingeschränkt.
Das Konzept der Übernahme von
Geschäftsmodellen ist somit gekennzeichnet durch mehr Sicherheit, aber auch
durch weniger eigene Gestaltungsmöglichkeiten eines Selbstständigen. Dadurch
können allerdings zwei wesentliche Gründe des Scheiterns junger Unternehmen
vermieden werden. Prof. Dr. Rudolf Schüßler von der Universität Bayreuth benennt
als Hauptursachen der Insolvenz junger Firmen die Liability of Smallness und
Liability of Newness. Gemeint ist damit, dass neu gegründete Firmen sich erst
einen Kundenstamm und Lieferantenbeziehungen erarbeiten müssen, was zu einem
wesentlichen Wettbewerbsnachteil führt (Newness). Zudem sind Start-ups von
wirtschaftlichen Schwankungen mehr betroffen, da sie meisten geringere Umsätze
haben (Smallness). Die Übernahme eines etablierten Modells schafft hingegen
Sicherheit, auch wenn dafür ein Teil des Umsatzes abgegeben werden muss. Der
unverändert hohe Marktanteil der Konzessionsunternehmen im Bereich der
Dienstleistungen bietet die größte Chance für angehende Selbstständige. Die
IT-Dienstleistungen, bezogen auch auf mobile Anwendungen, erleben gerade einen Boom
. Apps, die Konsumenten den Alltag
erleichtern, sind gefragt.
Gute Einrichtung für den Start
Neben einer guten Idee, die erfolgreich übernommen
wird, liegt es auch an jedem einzelnen Konzessionsnehmer, den eigenen Erfolg
voranzubringen. Wer sich selbstständig machen möchte, benötigt ein Büro als
zentralen Ort der Arbeitsorganisation und Verwaltung. Für viele Gründer steht
der Preis im Vordergrund, die Relevanz der Ergonomie wird oft unterschätzt. Da
Selbstständige aber mit jeder Fehlzeit Umsatzverluste machen und noch mehr als
Arbeitnehmer auf ihre Gesundheit angewiesen sind, sollten sie auf Möbel achten,
die das Muskel-Skelettsystem unterstützen. Dazu gehören höhenverstellbare Stühle und Tische
, die sich auf die
Körpergröße anpassen lassen und ein dynamisches Sitzen bzw. zum Ausgleich sogar
ein Arbeiten im Stehen erlauben. Unternehmer sollten verschiedene Bürostühle
probieren und herausfinden, ob sie etwa vor allem auf der Kante eine Stuhls
sitzen oder den Rücken hart gegen die Lehne pressen, empfiehlt die
Büromöbel-Maklerin Christine Müller. Auch die Frage nach der optimalen
Bürofläche muss je nach Typ und Branche unterschiedlich beantwortet werden. In
repräsentativen Berufen kann ein großes Einzelbüro sinnvoll sein, ein
zurückhaltender Mensch profitiert eher von einer Bürogemeinschaft in einem
Office-Zentrum. Generell gilt jedoch, dass der unmittelbare
Arbeitsplatz-Bereich, bestehend aus Schreibtisch, Drehstuhl und eventuellem
Stauraum, die Größe von mindestens 7 qm nicht unterschreiten sollte, um auch
Laufwege freizuhalten. Zwischen 500 und 2000 EUR geben Neugründer für ihre
Erstausstattung aus. Sparpotentiale resultieren durch die Nutzung gebraucht
erworbener Möbel sowie Beteiligungen der Franchise-Geber an dem Inventar.
Quellen:
http://pe.uni-bayreuth.de/file/person/rudolf_schuessler/Publikationen_RS_2011_Jan.pdf
http://www.franchise-treff.de/2010/08/die-richtige-bueroausstattung-nicht-nur-fur-gruender/
http://de.wikipedia.org/wiki/Population_Ecology-Ansatz#Liability_of_Smallness
http://www.iww.de/bbp/archiv/franchise-franchising--chancen-und-besonderheiten-fuer-den-mittelstand-f33654
www.franchiseportal.de/grundlagen/situation-des-franchising.htm