Franchise für Investoren: Chancen und Risiken

In Franchisesysteme zu investieren bedeutet in kleine und mittlere Unternehmen zu investieren. Das ist ein vergleichsweise neues Phänomen. Besser kennen wir den Kauf von Aktien und verbinden damit richtigerweise die Frankfurter Börse und Investitionen in Konzerne und große Unternehmen.

Franchise für Investoren: Chancen und Risiken

In Franchisesysteme zu investieren bedeutet in kleine und mittlere Unternehmen zu investieren. Das ist ein vergleichsweise neues Phänomen. Besser kennen wir den Kauf von Aktien und verbinden damit richtigerweise die Frankfurter Börse und Investitionen in Konzerne und große Unternehmen gelistet zum Beispiel im DAX, M-DAX oder Tec-DAX.

Spätestens mit der Volksaktie der Telekom von 1996 und ihrer prominenten Unterstützung des Schauspielers Manfred Krug ist ins öffentliche Bewusstsein gedrungen, dass man sein Vermögen nicht nur mit Sparplänen, der eigenen Immobilie oder Staatsanleihen vermehren kann, sondern eben auch mit Investitionen in Unternehmen. Das mit der Volksaktie ist dann für viele Anleger gründlich schiefgegangen. Dennoch hat sich seither im Bewusstsein vieler die Möglichkeit von Investitionen zumindest in große Unternehmen verankert.

Für kleine und mittlere Unternehmen gilt das bislang noch nicht im gleichen Maße. Es ist aber für Normalbürger auch gar nicht so einfach hier zu investieren. Es fehlen häufig öffentlich leicht zugängliche und leicht verständliche Analysen über die betreffenden Unternehmen. Außerdem ist die praktische Durchführung einer Investition zum Beispiel in Form einer Beteiligung an einer GmbH oder als Aktionär einer kleinen AG oder über eine Beteiligungsgesellschaft eher etwas für Profis. Auch verfügen kleinere Unternehmen, die nach Fremdkapital suchen in der Regel nicht über Mitarbeiter oder Dienstleister, die sich um die investor relations kümmern würden.

Erstmals mehr Professionalität und Transparenz für Investments in kleinere und mittlere Firmen haben einige Fintechs mit Crowdfunding und Crowdinvesting-Plattformen geschaffen. Sie bringen kapitalsuchende Firmen und kapitalgebende Menschen zusammen. Dabei werden Bilanzen bzw. Gewinn- und Verlustrechnungen offengelegt und jeweilige Zinssätze gemäß einer Risikobewertung berechnet. Ein Beispiel dafür ist die Plattform von Kapilendo. Sie sei an dieser Stelle genannt, weil sich dort – wenn bislang auch nur wenige – Franchisefirmen finden. Derzeit z.B. der Franchisegeber von Freddy Fresh, einem Pizza-Lieferdienst oder Haferkater, einem Anbieter von gesundem Frühstück.

Die nach Anzahl und Gesamthöhe vermutlich meisten Investitionen in kleine Unternehmen stammen aus dem familiären Umfeld der Unternehmer. Sie werden diesen in Form von Privatdarlehen bei der Unternehmensgründung gewährt. Die Sparkassen und Volksbanken werden es ahnen, wie häufig sich hinter dem Eigenkapital des Gründers bei der Beantragung seines Gründungsdarlehens in Wahrheit eine kräftige Finanzspritze aus der Familie oder dem Freundeskreis verbirgt. Zum Glück gibt es diesen Graubereich. Ohne ihn würde die Gründungslandschaft in Deutschland noch trauriger aussehen.

Investitionen in kleine und mittlere Unternehmen fördern ein lebendiges, innovatives Unternehmertum und einen starken Mittelstand. Im Folgenden möchte ich Investoren Anregungen geben, wie sie Chancen und Risiken für ihre Investitionen speziell in Franchisesysteme abwägen können.

Franchising: Chancen für Investoren

Investitionen in Franchisegeber: Chancen und Risiken

Privatpersonen und Beteiligungsfirmen, die sich für Investitionen in Franchisesysteme interessieren, können zwischen Investments in Franchisegeber oder einzelne Franchisenehmer wählen.

Nach meiner Erfahrung werden Investments in Franchisegeber meistens in einer sehr frühen Phase des Systemaufbaus getätigt, also wenn noch keine oder erst sehr wenige Franchisenehmer aktiv sind.


Das ist eher nichts für Investoren, die allein Zahlen-Daten-Fakten basiert entscheiden, denn auch beim besten Willen kann der Franchisegeber hier wenig vorlegen.

Investoren, die eher auf die Geschäftsidee, Zukunftspotentiale und Gründerpersönlichkeiten schauen, sind hier jedoch gut aufgehoben. Denn durch das Expansionsmodell Franchise ist es möglich, Erfolg zügig zu multiplizieren. Und wenn man als Investor dann sogar bis zu einem möglichen Exit dabei bleibt, kann das ein äußerst attraktives Investment sein. Stellen Sie sich vor, sie hätten die Möglichkeit gehabt, frühzeitig z.B. in Backwerk oder Joeys Pizza zu investieren, die schließlich für 2-3stellige Millionenbeträge verkauft wurden.

Investitionen in reifere Franchisegeber mit 20, 30 oder auch deutlich mehr Partnern machen vor allem dann Sinn, wenn das System dynamisch wächst und dann auch meistens sehr gut das Geld für den nächsten Wachstumsschub eingesetzt werden kann. Investments zu diesem Zeitpunkt sind tendenziell weniger risikoreich. Auf jeden Fall können hier Investitionsentscheidungen grundsätzlich auf Basis vorhandener Zahlen-Daten-Fakten abgesichert werden.

Im Einzelfall ist es bei sehr vielen Franchisegebern jedoch gar nicht so einfach an belastbare Zahlen heranzukommen. Die im Handelsregister veröffentlichten Bilanzen sind meistens nicht topaktuell und geben deshalb aktuelle Entwicklungen nicht korrekt wieder. Außerdem sind dort Einnahmen aus Eigenbetrieben und Einnahmen aus Franchisebetrieben häufig vermischt. Außerdem sind einige Kennziffern in Bilanzen gar nicht zu finden, z.B.:

  • Anzahl von Franchisenehmern mit einem oder mehreren Betrieben,
  • Anzahl geschlossener Standorte,
  • Insolvenzen,
  • Gerichtsverfahren,
  • Schwester-, Mutter- und Tochterfirmen,
  • Vorläuferfirmen,
  • Struktur der Franchisegebühren und vieles mehr.

In den USA und anderen Ländern stehen diese Art Informationen umfangreich und en détail im sogenannten “Franchise Disclosure Document (FDD)”, also ein Offenlegungs-Dokument. Dieses zu führen ist dort gesetzlich vorgeschrieben. Zugänglich gemacht wird es ernsthaften Franchise-Interessenten, die ja ebenfalls ein Investorentyp sind oder grundsätzlich allen Interessierten.

Für die meisten Franchisegeber im deutschsprachigen Raum klingt es noch sehr befremdlich, sich mit einem FDD derart transparent zu machen. Allerdings wäre es genau diese Transparenz, die Voraussetzung wäre, Investoren systematisch von Investments in die Franchisewirtschaft zu locken. Diese hätten dann auch die Möglichkeit unterschiedliche Franchisegeber anhand ihrer Disclosure Documents zu vergleichen und die Attraktivität unterschiedlicher Investitionsmöglichkeiten selbst für sich zu bewerten.

Franchisegeber im deutschsprachigen Raum, die sich interessieren freiwillig ein FDD zu veröffentlichen, finden dafür eine entsprechende Struktur unter https://franchise-disclosure-document.handbuch-online.com. Eine freiwillige Veröffentlichung der Systementwicklung findet sich in Deutschland am ehesten bei Franchisesystemen, die aus den USA stammen, wie z.B. das in den Startlöchern stehende System Anytime Fitness. Solange es noch keine aussagekräftigen FDD’s gibt, gelangt man zu entsprechenden Infos nur über die direkte Ansprache von Franchisegebern oder – insbesondere für Infos über hoffnungsvolle Newcomer – über die auf Beratung von Franchisegebern spezialisierten Unternehmensberatungen wie uns FranchiseMachern oder Anwälten und Steuerberatern. Dies sind diejenigen Dienstleister mit denen Franchisegeber sich üblicherweise zu einem sehr frühen Zeitpunkt in Verbindung setzen.

Investitionen in Franchisenehmer: Chancen und Risiken

Investitionen in Franchisenehmer sind eine andere Möglichkeit. Hier spielt natürlich auch wieder eine grundsätzlich positive Bewertung des gesamten Systems eine entscheidende Rolle. Kaum ein Investor wird in einen Top-Franchisenehmer investieren, wenn dieser Partner eines Franchisesystems mit zweifelhaften Erfolg ist. Sinnvoll ist natürlich die Streuung des Investments in mehrere Franchisenehmer derselben Marke oder auch verschiedener Franchisemarken.

Bei dieser Vorgehensweise benötigt der Investor nicht nur eine gute Kenntnis des Franchisesystems, sondern auch der betreffenden Franchisepartner. Für ein Investment in ein oder zwei Standorte ist dafür der Aufwand dann meistens zu hoch, es sei denn, Franchisenehmer und Investor kennen sich bereits.

Vor diesem Hintergrund macht es für manche Investoren Sinn, nicht nur Geld, sondern darüber hinaus auch beratend – manchmal als Teil eines fest installierten advisory boards – ihren Beitrag zum Unternehmenserfolg zu leisten. Branchenerfahrung, unternehmerische Erfahrung, Franchiseerfahrung und das Kontaktnetzwerk dieser begleitenden Investoren können ein riesiger Vorteil für den betreffenden Franchisenehmer und den Erfolg des gesamten Unternehmens sein.

Einen Schritt weiter geht eine Investorengruppe, die z.B. in Form einer Beteiligungsgesellschaft selbst Franchisenehmer eines Franchisesystems wird. Für das operative Geschäft der Standorte werden dann angestellte Filialleiter eingesetzt. Oder – auch das wird praktiziert – eine Beteiligungsgesellschaft/Investorengruppe sucht Franchise-Unternehmer, die mit ihr eine gemeinsame Firma gründen und als geschäftsführende Gesellschafter das operative Geschäft vor Ort verantworten. Dabei wird stets die Absicht verfolgt, möglichst zügig mehrere Standorte zu eröffnen. Oft auch nicht nur einer, sondern mehrerer Franchisemarken.

Investitionen in Franchisenehmer können besonders dann interessant sein, wenn Franchisenehmer bereits seit einigen Jahren ihr Geschäft unter eigenem Namen betreiben und sich nun einem Franchisesystem anschließen möchten.

Beispiel: Trotz zahlreicher Franchise- und Filialketten in der Fitnessbranche wird der weitaus größte Teil aller Fitnessanlagen nach wie vor von einzelnen Unternehmern als Stand-Alone-Geschäft betrieben. Man kann vermuten, dass es durch immer höhere Anforderungen an die Betreiber von Fitnessanlagen in den nächsten Jahren für sie attraktiver wird, sich einem Franchisesystem anzuschließen (conversion franchising) und dann eventuell sogar weitere Standorte zu eröffnen.

Diese Neuausrichtung erfordert vom Franchisenehmer eine Investition, die seine Hausbank vielleicht nicht oder nur teilweise mitgeht. Der Sicherheitsvorteil für Investoren: Sie können vor ihrem Investment sowohl die Zahlen-Daten-Fakten des Franchisegebers prüfen als auch das bisherige Geschäft des Franchisenehmers.

Auch für kleinere Anleger kann eine Investition in den Betrieb eines Franchisenehmers spannend sein. Diesen kennt er sogar vielleicht aus lokalen Zusammenhängen oder ist sogar Kunde. Nehmen wir als Beispiel ein Tiernahrungsgeschäft oder wieder ein Fitnessstudio: Wenn 100 Kunden je 2.000 Euro investieren sind 200.000 Euro zusammen. Der Vorteil für den Kunden sind nicht nur die – in genanntem Beispiel bescheidenen Zinserträge – sondern Vorzugsangebote. Technisch wird dieses Verfahren über eine passende Crowdfunding-Plattform abgewickelt.

Fazit / Tipp für den nächsten Schritt

Die Franchisewirtschaft bietet attraktive Investitionsmöglichkeiten für alle Arten von Investoren, vom Kleinanleger bis zur Beteiligungsgesellschaft. Unabhängig davon, ob man in den Franchisegeber oder einen Franchisenehmer investiert, das Risiko ist von vornherein stärker gestreut als bei Investments in Einzel-Unternehmungen. Schließlich fördert der geschäftliche Gesamterfolg eines Franchisesystems den Erfolg jedes einzelnen Unternehmers im Netzwerk, der wiederum den Gesamterfolg des Systems steigert usw.

Leider machen es viele Franchisegeber potentiellen Investoren nicht einfach, weil sie die Entwicklung ihres Systems nicht so transparent und öffentlich machen, wie diese es für ihre Investitionsentscheidungen benötigen würden. Hoffnung macht, dass erste Franchisegeber im deutschsprachigen Raum nach amerikanischen Vorbild beginnen, die Entwicklung, die Hintergründe und die Leistungen ihres Systems konsequent zu dokumentieren und zugänglich zu machen.

Hoffnung macht auch, dass erste Crowdfunding-Plattformen das B2B-Geschäft und vor allem auch das Franchisegeschäft entdeckt haben. Ironischerweise fördern Start-ups (in die Investments in der Regel deutlich risikoreicher sind) auf diese Weise so das Wachstum klein- und mittelständischer Betriebe der Franchisewirtschaft.

Franchisenehmer und Franchisegeber sind mutige und tatkräftige Unternehmertypen. Ihre Risikobereitschaft ist aber deutlich geringer ausgeprägt als zum Beispiel die von Start-up-Unternehmern. Geschäftliches Harakiri ist nicht im Persönlichkeitstypus von Franchisenehmern und Franchisegebern angelegt. Über ihre unternehmerischen Fähigkeiten hinaus verfügen sie häufig auch über eine reiche berufliche Vorqualifizierung, Führungsqualitäten und kaufmännische Kenntnisse. Diese “DNA” der Franchiseakteure bietet Investoren im Vergleich zu anderen Investitionsmöglichkeiten in Unternehmen eine nicht zu unterschätzende Sicherheit sowie die Freude, eigenes Geld in den Mittelstand vor der Haustür zu investieren.

Sie suchen selbst nach attraktiven Investitionsmöglichkeiten in der Franchise-Wirtschaft? Bislang haben Sie jedoch mit eigenen Recherchen noch nichts Passendes gefunden? Dann wenden Sie sich gerne an uns FranchiseMacher. Vielleicht haben wir den ein oder anderen Tipp oder hilfreichen Kontakt: info@franchisemacher.de.

Expertenstimme Eugen Marquard




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