Autor: FranchisePORTAL-Redaktion
Zuletzt aktualisiert am: 06.10.2014
Inhaltsverzeichnis
Torben L. Brodersen ist Geschäftsführer des
Deutschen Franchise-Verbands e.V. (DFV) und immer am Puls des Geschehens, wenn
es um die deutsche Franchise-Wirtschaft geht. Und so führt das FranchisePORTAL
auch in diesem Jahr wieder ein Interview mit Brodersen über die aktuellen
Entwicklungen im Franchising, wie zum Beispiel die verschiedenen Aspekte des
Multi-Unit-Franchising oder dem Bedarf nach mehr Transparenz im
Franchising.
FranchisePORTAL: Das diesjährige DFV-Franchise-Forum,
das von Montag, den 19. bis Mittwoch, den 21. Mai in München stattfand, hatte
das Leitthema "Expansion". Welche aktuellen Entwicklungen konnten Sie bei den
Franchisesystemen ausmachen, um nach oft verfehlten Expansionszielen im
vergangenen Jahr wieder auf Kurs zu kommen?
Torben L. Brodersen: Die Rahmenbedingungen für die Expansion von Franchisesystemen sind derzeit verbesserungswürdig. Auf dem „Tiefstand“ befindet sich das Interesse an Unternehmensgründungen, verlautete kürzlich eine Studie des Deutschen Industrie und Handelskammertags. Dies haben auch die Ergebnisse einer DFV-Mitgliederbefragung im Dezember 2013 bestätigt. Rund 60 Prozent der befragten Unternehmen konnten ihre Expansionsziele 2013 nicht erreichen.
Als Wachstumsalternativen für die Systemzentralen, die expandieren möchten, haben sich sowohl eigene Betriebe als auch bereits bestehende Franchisenehmer (sog. „Multi-Unit“) herauskristallisiert. Damit wird auf bestehender Fläche gewachsen. Andererseits haben wir vernommen, dass auch bestehende Unternehmer stärker in den Fokus bei der Franchisenehmer-Gewinnung rücken. Ich finde es richtig, gerade auch letztere Zielgruppe zu sensibilisieren – schließlich geht es darum, diesen Personen Wachstumschancen für ihren bestehenden Betrieb zu eröffnen.
Der DFV möchte Franchisesysteme auch weiterhin bei ihrem Wachstum und der Suche nach geeigneten Franchisepartnern unterstützen und veranstaltet deshalb am Freitag, den 21.11.2014 den Franchise Matching Day in Köln. Die Veranstaltung richtet sich ausschließlich an Franchise-Interessenten. Diese haben dort die Möglichkeit, mit Vertretern und Geschäftsführern der Franchisesysteme direkt in Kontakt zu treten und persönliche Gespräche zu führen. Nähere Informationen hierzu gibt es unter www.franchise-matchingday.de.
FranchisePORTAL: Der DFV hatte in der jüngeren
Vergangenheit wiederholt die politische Rahmenbedingungen für KMU und für
Gründer im Speziellen kritisiert. Der neue KFW-Gründungsmonitor sieht die
Gründerszene in Deutschland wieder im Aufwind, wenn auch vor allem im Bereich
nebenberuflicher Gründungen. Wie stellt sich die Situation aktuell im Bereich
der Franchise-Gründungen dar?
Torben L. Brodersen: Gründungen mit Franchise sind nach meiner Einschätzung ca. zu 80 % als Vollzeit-Modelle ausgerichtet und lediglich zu ca. 20 % auf eine nebenberufliche Beschäftigung. Einige Branchen bieten bereits Geschäftsmodelle an, die ein sogenanntes „zweites Standbein“ ermöglichen. Dies wird z.B. sehr stark im Handwerk praktiziert. Hiermit kann ein Unternehmer sein Dienstleistungs- und Produktangebot erweitern und zusätzlichen Umsatz erwirtschaften.
FranchisePORTAL: Im Rahmen der Abendgala des
DFV-Franchise-Forums wurden auch die Franchise-Awards 2014 vergeben - erstmals
in fünf Kategorien: Wie viele Bewerbungen gab es in den einzelnen Kategorien?
Wer waren die Juroren und wie werden die Sieger ermittelt?
Torben L. Brodersen: Für die erstmalige Vergabe der
DFV-eigenen Awards hat der DFV eine überaus positive Bilanz zu verzeichnen. Wir
haben uns sehr über viele hochwertige Bewerbungen gefreut und es waren
wesentlich mehr, als erwartet.
In den Kategorien DFV-Franchisesystem des
Jahres, DFV-Franchise Marketing Award und DFV-Gründerpreis für Franchisenehmer
gab es jeweils sieben Bewerbungen, für das Beste junge DFV-Franchisesystem der
letzten fünf Jahre waren es vier und für den Green Franchise Award gab es zehn
Bewerbungen.
In der Jury der DFV-Awards saßen:
Dr. Martin Ahlert
(Internationales Centrum für Franchising & Cooperation), Torben L. Brodersen
(Deutscher Franchise-Verband e.V.), Dr. h.c. Dieter Fröhlich (Deutscher
Franchise-Verband e.V und Musikschule Fröhlich), Stephan Jansen und Nina Gosslau
(Verband Deutscher Bürgschaftsbanken e.V.), Dr. Jürgen Karsten (ETL Systeme AG),
Rainer Wendt und Friederike von Kempis (Bundesministerium für Wirtschaft und
Energie), Prof. Dr. Peter Lüdemann (ECOVIS Europe AG), Lars-Eric Mann (IP
Deutschland GmbH), Michael Reimann (Deutscher Sparkassen- und Giroverband) und
Stefan Ziegler (UVW-Leasing GmbH).
In der Jury des Green Franchise Awards saßen:
Prof. Veronika Bellone
(Bellone FRANCHISE CONSULTING GmbH), Torben L. Brodersen (Deutscher
Franchise-Verband e.V.), Jürgen Dawo (Town & Country Haus Lizenzgeber GmbH),
Dr. h.c. Dieter Fröhlich (Deutscher Franchise-Verband e.V. und Musikschule
Fröhlich), Anne-Kathrin Heuer (Deutsche Umweltstiftung), Vera Knauer (CUM NOBIS
Gesellschaft für systemische Unternehmensentwicklung mbH), Thomas Matla (Bellone
FRANCHISE CONSULTING GmbH) und Prof. h.c. Manfred Maus (OBI-Gründer).
Die eingegangenen Bewerbungen wurden von der Jury diskutiert und die Gewinner nach bester Erfüllung der Bewerbungskriterien ausgewählt.
FranchisePORTAL: Im Anschluss an das Franchise-Forum in
München fand auch die DFV-Mitgliederversammlung statt. Welche Themen standen
hier im Mittelpunkt?
Torben L. Brodersen: Bei der jährlichen Mitgliederversammlung werden die Arbeit der Geschäftsstelle sowie die der einzelnen Ausschüsse vorgestellt. Schwerpunkt lag in diesem Jahr auf den ersten Ergebnissen der 2013 neu gegründeten Ausschüsse „PR, Marketing & Social Media“, „Qualität & Ethik“ sowie „Internationales“. Unter anderem wurde der neue Leitfaden zur Internationalisierung von deutschen Franchisesystemen vorgestellt. Zudem haben wir über die Schaffung einer Franchise-Compliance Deutschland berichtet und darüber, dass PR-Maßnahmen intensiviert werden sollen, um Franchisesysteme als attraktive Arbeitgeber darzustellen sowie den Franchise-Begriff insgesamt noch stärker mit Erfolgsbeispielen zu verknüpfen. Nicht zuletzt haben wir auch ausführlich darüber gesprochen, welche politischen Themen bei uns momentan auf der Agenda stehen, wie z.B. die Wiedereinführung des Gründungszuschusses als Pflichtleistung der Arbeitsagenturen. Wir wissen, dass an dieser Stelle wesentlich mehr Franchisegründungen realisiert werden könnten.
FranchisePORTAL: Franchise-Systeme wollen Gründer unter
anderem mit dem Argument gewinnen, dass Franchise-Gründungen sicherer seien, als
der Start in die Selbstständigkeit in Eigenregie. Eindeutige Belege dafür -
zumindest was das Franchising per se betrifft - gibt es bislang nicht. Das
Internationale Centrum für Franchising (F & C), mit dem der DFV bei
System-Check kooperiert, wollte hier eine neue, vom DFV beauftragte Studie
vorlegen. Gibt es inzwischen neue Erkenntnisse?
Torben L. Brodersen: Die Studie „Was Franchisesysteme und
-gründungen erfolgreich(er) macht“ wird von uns und dem F&C offiziell im
Herbst 2014 vorgestellt und veröffentlicht.
Die bisher gewonnenen Ergebnisse
deuten darauf hin, dass eine Gründung mit Franchising sicherer ist, als eine
normale Unternehmensgründung – aber: es kommt – wie immer – darauf an, vor allem
im Bereich der Franchisenehmerzufriedenheit sowie dem Beziehungsmanagement:
Je höher die Zufriedenheits- und Bindungswerte der Partner bzw. die Beziehungsqualität der Franchisepartner, desto besser die ökonomischen Kennzahlen (wie z.B. Umsatzwachstum, Franchisepartnerwachstum) und damit auch die Erfolgsaussichten für die Franchisepartner. Franchisesysteme, die Vollmitglieder im DFV e.V. sind, schnitten hierbei überdurchschnittlich gut ab.
Darüber hinaus können folgende wissenschaftlichen Aussagen getätigt werden:
- Die Beziehung zwischen Globalzufriedenheit und Partner-Veränderung bzw. Umsatz-Veränderung ist eindeutig.
- Dasselbe gilt für die Beziehung zur Zentrale: Die vorhandene Beziehungsqualität wirkt sich direkt aus auf Partner-Wachstum und Umsatz-Wachstum. Ohne eine gute Beziehungsqualität zwischen Franchisepartner und Zentrale gibt es kein nachhaltiges Wachstum bzw. Systeme mit guter Beziehungsqualität wachsen deutlich stärker. Positive Globalzufriedenheit, eine hohe Beziehungsqualität, geschäftlicher Erfolg, Franchisepartnerwachstum, Umsatzwachstum und Wiederwahl bedingen sich gegenseitig.
Damit wird untermauert, was wir bisher ohnehin schon vertreten haben: Es kommt auf die Beziehung an. Franchisegebern, denen das Verhältnis zu ihren Partnern wichtig ist, bieten auch eine erfolgreichere Existenz an.
Hier lesen Sie Teil 2 des Interviews" Portalbereich="1 .
06.10.2014 ©opyright FranchisePORTAL