Autor: FranchisePORTAL-Redaktion
Zuletzt aktualisiert am: 25.09.2024
Was ist unter Hospitation zu verstehen?
Definition: Unter einer Hospitation ist der Besuch eines Außenstehenden an einem Arbeitsplatz zum Kennenlernen einer Tätigkeit oder eines Geschäftsmodells zu verstehen. Dabei wird der Hospitant (Gast) vom Stelleninhaber oder gastgebenden Unternehmer in das Unternehmen bzw. die spezifische Funktion eingeführt, um beispielsweise eine berufliche Entscheidung zu treffen oder eine Berufsausübung vorzubereiten.
Der Begriff Hospitation leitet sich vom lateinischen hospitari – zu Gast sein – ab. Der Gast wird daher auch Hospitant genannt.
Welchem Zweck dient die Hospitation?
Bei seinem Besuch erhält der Gast Einblicke in das Unternehmen, den Betrieb, die Einrichtung oder die Behörde sowie insbesondere seine – vermutlich zukünftige – Arbeit. In der Regel hängt dies mit beruflichen Veränderungen zusammen, etwa einer betrieblichen Umstrukturierung, einem bevorstehenden Aufstieg des Hospitanten in der Hierarchie (verbunden mit neuen Tätigkeiten) oder einem Sprung in die Selbstständigkeit als Quereinsteiger in ein neues Geschäftsmodell. Der Hospitant arbeitet in der Regel probeweise mit und übernimmt unter Beobachtung Teile des Jobs, etwa Bestellabwicklungen oder einen Verkaufsvorgänge. Eine Hospitation kann unterschiedlich lange dauern – von mehreren Stunden bis hin zu mehreren Wochen. In der Regel ist sie jedoch kurz, etwa einen oder ein paar Tage lang.
Wie sieht eine Hospitation aus?
Hospitationen gibt es in verschiedenen Berufsfeldern in unterschiedlicher Form. Bei Schülern oder Studien-Absolventen dienen Hospitationen als „Berührungspunkte“ zu möglichen späteren Berufsfeldern und zum Sammeln erster Arbeitserfahrungen. Hier haben die Hospitationen Ähnlichkeit mit einem Praktikum, sind aber meist von kürzerer Dauer und unbezahlt oder werden nicht separat vergütet.
In der Medizin versteht man unter Hospitation Dreierlei: Erstens die Arbeit eines Gast-Arztes oder einer Gast-Pflegekraft. Sie dient dazu, festzustellen, ob sich der Gast für die Stelle eignet. Zweitens die Einarbeitung von Ärzten aus dem Ausland, die sich auf die Akzeptanz-Prüfung ihrer ärztlichen Approbation vorbereiten. Drittens die Gast-Arbeit von Ärzten mit spezieller Expertise, die in Krankenhäusern ihre Methode vorstellen, etwa ein neues Operations-Verfahren.
In der Ausbildung von Lehrern hat Hospitation eine andere Bedeutung. Hier besuchen Fachleiter als Hospitanten den Unterricht von Referendaren und analysieren bzw. bewerten die Referendare anschließend. Beim Theater erfüllt die Hospitation eine ähnliche Funktion: Hier wird die Eignung eines Schauspielers zur Besetzung einer Stelle im Ensemble geprüft.
In der Kirche schließlich versteht man unter Hospitation den Besuch eines Superintendenten in einer seiner Gemeinden.
Vorteile einer Hospitation im Franchising
Der Einstieg in ein Franchisesystem hat für beide Vertragsparteien erhebliche rechtliche und finanzielle Folgen. Da die Zusammenarbeit zwischen Franchisegeber und Franchisenehmer zudem in der Regel langfristiger Natur ist, tun beide Seiten gut daran, sich diese Entscheidung reiflich zu überlegen:
- Für den Franchisegeber geht es um die Rentabilisierung seiner Investition in Systemaufbau, Marktentwicklung u.v.m. Überdies beeinträchtigt der Fehlschlag einzelner Partner die Attraktivität seines Netzwerks und erschwert ihm die Partnergewinnung.
- Für den Franchisenehmer steht neben der Investition auch die berufliche Zukunft auf dem Spiel. Mitunter gefährdet ein Fehlschlag seine wirtschaftliche Existenz, hält ihn über Jahre in einer Schuldenfalle gefangen oder treibt ihn in die private Insolvenz.
Viele Franchisesysteme bieten deshalb im Rahmen der Franchisenehmer-Gewinnung potenziellen Partnern Hospitationen an. Manche Franchisegeber verlangen sogar eine solche Teilnahme als Voraussetzung für eine Lizenzvergabe. Hospitationen finden meist vor der Unterzeichnung des Franchisevertrags statt – in der Regel in einer Frühphase des gegenseitigen Kennenlernens. Orte der Hospitationen sind meist die Pilotbetriebe der Systeme, wo sich beide Seiten „in action“ erleben können.
So ist es für den Kandidaten wichtig, intime Einblicke in das Geschäftsmodell zu erhalten und das Tagesgeschäft in allen Facetten zu erleben. Diese Erfahrungen werden ihnen als Entscheidungshilfe pro oder kontra des Systems dienen. Vielfach wird eine Franchise-Hospitation auch als Möglichkeit für den Franchisegeber angesehen, den Bewerber näher kennenzulernen und somit auch seinerseits den Kandidaten zu prüfen. So möchte er u.a. feststellen, wie sich ein Kandidat im Kundenkontakt verhält oder auf Stress-Situationen reagiert. Hospitationen sind umso wichtiger, wenn es sich bei den Kandidaten um Quereinsteiger handelt. Ein Nachteil der Hospitation aus Sicht des Franchisegebers ist, dass er von vermeintlichen Bewerbern ausgeforscht werden kann und unter Umständen spätere Konkurrenten fördert.
Neben der Abklärung von Hard Facts ist während der Hospitation sicher zu stellen, dass die Wertvorstellungen beider Seiten übereinstimmen. Nur in diesem Fall wird sich der künftige Franchisenehmer zu 100 Prozent mit "seiner" Marke identifizieren können.