Autor: FranchisePORTAL-Redaktion
Zuletzt aktualisiert am: 27.02.2018
Die Herstellung, Produktion, Dienstleistung oder Leistungserbringung ist das Herzstück jedes Unternehmens, besonders in der Industrie. Mit seinen Produkten schafft sich der Existenzgründer im Idealfall Alleinstellungsmerkmale, englisch USP für Unique Selling Proposition oder Unique Selling Point. Mit den USP's gewinnt der Gründer den entscheidendsten Wettbewerbsvorteil.
Dieser Wettbewerbsvorteil besteht vor allem dann, wenn die Produkte Innovationen sind: Markt-Neuheiten, für deren Entwicklung sich der Gründer gewerbliche Schutzrechte gesichert hat und die bisher kein Mitbewerber in vergleichbarer Weise anbietet. Allerdings sind Startups aus Kostengründen nur in Ausnahmefällen in der Lage, ihre Güter in eigenen Produktionsanlagen fertigen zu lassen.
Nicht jeder Gründer muss eine eigene Halle mit Fertigungsstraßen, Maschinen, Arbeitsplätzen und Lagerräumen für die Zulieferteile errichten. Lösungen bieten das Outsourcing oder die Verlagerung der Produktion in andere Länder. Hausintern können Maßnahmen zur Prozessoptimierung und Lean-Management-Methoden dazu führen, dass Kosten der Fertigung erheblich gesenkt werden. Das Einmaleins der Produktion kennt vielerlei Ansätze.
Der Vorteil vieler Franchise-Existenzgründer: Sie müssen keine Produktion betreiben. Ein Großteil aller Franchise-Systeme arbeitet im Dienstleistungssektor. Andere vertreiben Waren, die der Franchisegeber zentral produziert oder beschafft. Aufgabe der Franchise-Nehmer ist dabei im Wesentlichen der Vertrieb der Produkte vor Ort.
Wo lasse ich meine Produkte herstellen?
Über Outsourcing der Produktion können Existenzgründer viele Arbeitsschritte und Funktionen in unabhängige Unternehmen auslagern. Ein Synonym für Outsourcing heißt „verlängerte Werkbank“. Die Verlagerung der Fertigung kann im Inland oder ins Ausland erfolgen. Der Umfang der ausgelagerten Tätigkeiten reicht von einzelnen Teilfunktionen bis hin zu vollständigen Abteilungen oder Betriebsstandorten.
Kostenvorteile entstehen vor allem dadurch, dass solche Outsourcing-Dienstleister große Stückzahlen desselben Produktes für viele Abnehmer produzieren. Dies geht mit entsprechend niedrigeren Stückpreisen einher. In den westlichen Industrieländern übernehmen zunehmend spezialisierte Dienstleister die Suche von Produktionskapazitäten im In- und Ausland.
In den letzten Jahrzehnten wurden Produktionen aus Kostengründen zunehmend in weit entfernte Länder mit dem Schwerpunkt Asien verlagert. Es handelt sich überwiegend um Schwellenländer mit wachsender Wirtschaft, niedrigem Lohnniveau und geringen Sozialleistungen. Heute rückt Osteuropa stärker in den Fokus. Vorteile dieser Staaten auf dem eigenen Kontinent sind neben den bisweilen noch recht niedrigen Personalkosten die räumliche Nähe, die geringeren kulturellen wie sprachlichen Hürden sowie dieselbe Zeitzone. Denn Zeitverschiebungen können zu erheblichen Verzögerungen in einer Produktion führen.
In jüngster Zeit lässt sich jedoch eine Rückkehr der Produktion in das Herkunftsland des Auftraggebers beobachten. Dies hängt zum einen mit einem hohen Qualitätsanspruch zusammen, den die Kunden mit Begriffen wie „Made in …" Germany, Austria oder Switzerland verbinden. Zum anderen wird der Verlust von Arbeitsplätzen in den westlichen Gesellschaften verstärkt zum Thema der öffentlichen Diskussion und zum Politikum. Dies kann sich negativ auf das Image von Unternehmen in der Öffentlichkeit auswirken.
Produktionskosten reduzieren: Welche Möglichkeiten gibt es?
Die Rechnung ist so einfach wie banal: Kosten senken heißt Wettbewerbsfähigkeit steigern. Niedrigere Kosten gleich höherer Gewinn. Die Produktion zu analysieren gehört damit zu den wichtigsten Aufgaben im Management.
- Wie lange dauern welche Prozesse in der Entwicklung und Fertigung?
- Welche Montageschritte lassen sich beschleunigen?
- Wo können Prozessschritte eliminiert oder Schnittstellen „bereinigt“ werden?
Informationen wie diese analysieren Schwachstellen. Nicht nur die Produktion, sondern alle Kostenstellen eines Unternehmens sollten regelmäßig auf den Prüfstand gestellt werden. Zu hohe Kosten fallen häufig außerhalb der Herstellung an, zum Beispiel bei der Telekommunikation, bei Versicherungsverträgen, Energie oder dem Fuhrpark. (Franchise-)Dienstleister aus der Branche Unternehmensberatung und Consulting bieten sehr pragmatische Ansätze für Kostenstellenreduzierung.
Design to Cost (DtC) ist ein Oberbegriff mehrerer Methoden, um Produkte von vornherein nach Kosten-Aspekten zu entwickeln. In die Kalkulationen werden sowohl Materialkosten als auch Liefer- und Produktionsschritte einbezogen. Dabei geht es nicht das billigste, sondern das intelligenteste Produkt zu entwickeln. Um zu solchen Lösungen zu gelangen, wenden die Unternehmen Kreativ-Techniken an oder beziehen Querdenker mit ein. Externe Berater und Experten ergänzen dabei das Know-how des Unternehmens mit den Erfahrungen aus ihren Fachgebieten zu einem befruchtenden Austausch.
Just-in-time-Produktion stellt eine kostensparende Alternative dar. Statt einen Bestand an Zuliefer-Artikeln einzulagern, werden nur die tatsächlich im Augenblick benötigten Teile bestellt und geliefert. Notwendig ist hierfür eine enge Zusammenarbeit mit dem Lieferanten mit einem exakt abgestimmten Materialfluss der Lieferkette. Der englische Fachbegriff lautet Supply Chain Management. Reduziert werden dadurch die Lagerbestände und die Kapitalbindung. Allerdings muss zwischen Lieferant und Abnehmer ein enges Vertrauensverhältnis bestehen. Zuverlässigkeit ist das A und O.
Kostensenkung in der Produktion durch Lean Management
Lean Management steht für schlanke Prozesse in Fertigung, Administration und Logistik. Bei den Lean-Management-Methoden handelt es sich zum Teil um sehr einfache Lösungen, die sich aber in fast allen Branchen und Unternehmen bewährt haben. Als Erfinder des Lean Management gilt der einstige Toyota-Manager Taiichi Ono, der im rohstoffarmen Nachkriegs-Japan aus der Not heraus besonders effiziente Methoden für Industrie-Produktion und Verwaltung entwickelte. Auf die Dienstleistungen der Implementierung und Überwachung der Methoden in Unternehmen haben sich Lean-Management-Berater spezialisiert.
Das Kanban-Sysytem gehört zur Just-in-Time-Produktion und wird sehr häufig als Lean Management-Methode angewendet. Kanban ist japanisch und heißt Karte. Bei der Methode werden zum Beispiel Baugruppen für eine Endmontage exakt nach eingetroffenen Verbrauchs-Meldungen gefertigt. Somit verhindert das Unternehmen die Produktion auf Halde und muss keine Bestände einlagern. Die Verbrauchs-Informationen erfolgen klassisch über Bestellkarten oder mit Hilfe von elektronischer Ticketing-Software.
Zu den bekanntesten Lean-Management-Lösungen gehört die Arbeitsplatz-Organisation mit 5S. Das S bildet die Anfangsbuchstaben von fünf japanischen Begriffen. Sie lassen sich jedoch ins Deutsche übersetzen mit „Sortieren (aussortieren)", „Sauberkeit (aufräumen)", „Stellen (ordentlich hinstellen)", „Säubern (reinigen)" und „Selbstdisziplin". Das Ziel sind schnellerer Zugriff auf alle Arbeitsmittel ohne Suchen, vom Werkzeug in der Produktion bis zum Ordner auf der Festplatte. Rüstzeit-Reduktion heißt ein weiteres Zauberwort aus den Baukästen der Lean Management-Consultants. Dabei werden die Arbeitsschritte rings um die Einrichtung von Maschinen verschlankt und somit Warte- und Ausfallzeiten in der Industrie reduziert.
Prozessoptimierte Produktion in Franchise-Systemen
Wie eingangs erwähnt, arbeiten Franchise-Netzwerke seltener im klassischen, produzierenden Gewerbe. Und wo dies der Fall ist – zum Beispiel bei Mode-Labels – wird meist in der Zentrale produziert und die Ware vor Ort lediglich vertrieben.
Indes zeichnen sich jene Franchise-Unternehmen, in denen auch die Partner vor Ort produzieren oder endfertigen, im Allgemeinen durch sehr schlanke Produktionsprozesse aus. Da sie meist in einer engen Marktnische agieren, weisen sie einen hohen Spezialisierungsgrad auf. Andererseits sind die Jobs zumeist Anlern-Tätigkeiten, die den Franchisenehmern und ihren Mitarbeitern in kurzer Zeit vermittelt werden können. Dieser Know-how-Transfer beginnt mit den Grund- und Aufbauschulungen des Franchisegebers. Er setzt sich über die Systemhandbücher fort, in denen im Idealfall alle einzelnen Arbeitsschritte in Produktion und Dienstleistung bis hin zum Verkauf vorgegeben sind.
Dieser umfassende Know-how-Transfer gehört zu den Charakteristika der Franchise-Wirtschaft. Er ist auch der Grund dafür, dass es unter den Franchsienehmern besonders viele Quereinsteiger gibt. Die Franchisegeber suchen seltener absolute Berufsprofis, sondern eher Gründer mit hoher Verkaufsaffinität, kaufmännischem Know-how, Organisationstalent und Führungsqualität.
Der Faktor Personalkosten spricht ebenfalls für eine Unternehmensgründung in einem Franchise-Netzwerk. Viele Unternehmen kommen ohne hochbezahlte Fachkräfte aus. Ein Fastfood-Franchise zum Beispiel benötigt selten einen Koch. Das Zubereiten der standardisierten Speisen wie Bürger oder Sandwiches können die Bedienungen einfach selbst übernehmen. In Branchen, in denen der Franchise-Gründer Profis benötigt oder bevorzugt – etwa ausgebildete Trainer im Fitnessstudio oder Pflegekräfte in der Seniorenbetreuung – kann er diese Fachkräfte als Mitarbeiter einstellen: Der Gründer selbst benötigt die Erfahrung in diesen Berufen und Dienstleistungen nicht zwingend.