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9 Spielregeln für den langfristen Franchise-Erfolg

Waltraud Martius: Sehr geehrte Chat-Teilnehmerinnen, das Thema der Nachhaltigkeit drückt sich im Franchising auch sehr stark im Umgang miteinander aus. Eben im Fairplay. In welchen Bereichen dieser strategische Ansatz des Fairplay Franchising seinen Niederschlag finden sollte, das diskutiere ich heute gerne mit Ihnen und freue mich auf Ihre zahlreichen Fragen und Beiträge. Herzlichst, Ihre Waltraud Martius

Waltraud Martius: und ich darf dazu am Anfang auch gleich etwas aus meinem aktuellen Buch "Fairplay Franchising" zitieren. Mehr dazu unter www.fairplay-franchising.com: Franchising ist ein zukunftsweisendes Modell: Wer bereit ist, Verantwortung zu übernehmen, findet im Franchising neue Chancen für sich selbst. In meinem neuesten Buch Fairplay Franchising beschäftige ich mich im Detail und als Erste in der Szene mit den weichen Faktoren im Franchising. Die Basis für gemeinsamen Erfolg sind ein wertschätzender Umgang und sozial verantwortungsvolles Handeln. Aus meiner Sicht existieren hierzu 9 Faktoren, auf welche ich in meinem Buch im Detail eingehe und die es zu berücksichtigen gilt.

Leser: Liebe Frau Martius, Sie haben in Ihrem Buch ‚Fairplay Franchising‘ verschiedene Spielregeln für den Erfolg im Franchising beschrieben. Gibt es darunter eine Regel, die alle anderen an Bedeutung übertrifft?

Waltraud Martius: Ja, ich denke, es ist die Spielregel Nummer 2, die eigentlich auch der Arbeitstitel des Buches war. 2. Wertschöpfung kommt von Wertschätzung Franchising ist people management und basiert auf starken persönlichen Bindungen. Menschen wollen und müssen ernst genommen werden – Wertschätzung ist ein zentraler Begriff im Franchising und engagiertes Partnermanagement eines der wichtigsten Werkzeuge. Anerkennung und Wertschätzung führen dazu, dass die Bindung zu den Franchise-Partnern intensiver wird und damit die Umsetzung des Franchise-Konzeptes besser gelingt.

Leser: Guten Morgen Frau Martius: Welche Franchise-Systeme sind zur Umsetzung der in Ihrem Buch aufgestellten Regeln prädestiniert? Bedarf es beispielsweise eines starken oder charismatischen Spielführers, um die Mannschaft zusammenzuhalten und auf Linie zu bringen?

Waltraud Martius: Fairplay Franchising ist ein strategischer Ansatz im Franchising und daher für alle Systeme geeignet. Ich gehe sogar soweit zu sagen, dass diejenigen Systeme, die diesen Ansatz in ihren Systemen nicht integrieren, langfristig nicht erfolgreich sein werden. Es braucht gerade zu Beginn einen "Spielleiter", der die Regeln des Spieles klar definiert, der aber erkennt, dass er ohne die Mannschaft auch kein gutes Spiel spielen kann.

Leser: Werden evtl. bestimmte Charaktere von partnerschaftlich ausgerichteten Systemen als Franchise-Nehmer bevorzugt? Oder gibt es charakterliche Ausschlusskriterien?

Waltraud Martius: Jeder Franchise-Geber sollte ein klares Anforderungsprofil für seine Franchise-Nehmer haben: persönlich, fachlich, finanziell. Und er sollte seine FN - Zielgruppen kennen. Die Charaktereigenschaften von FNs sind sicherlich in Richtung Teamorientierung und Gemeinsamkeit zu finden und nicht im Bereich Egozentrik und Einzelgängertum.

Leser: Leider habe ich Ihr Buch noch nicht gelesen. Wären Sie so freundlich, diese 9 Spielregeln kurz zu skizzieren?

Waltraud Martius: Ja, das mache ich gerne. Sie finden eine kurze Beschreibung gleich tieferstehend. In Kürze gesagt, geht es im "Fairplay" um die Partnerschaft auf gleicher Augenhöhe und wie FG und FN langfristig miteinander Erfolg haben können, der beiden Seiten Freude und Erfüllung bringt. Welche Führung ist hierfür notwendig, welche Klarheit in der Rollenverteilung braucht es und wie klar sind die Standards eines Systems zu dokumentieren.

Waltraud Martius: Hier nun die Kurzzusammenfassung der 9 Spielregeln. Fairplay Franchising 9 Spielregeln für den partnerschaftlichen Erfolg Die wichtigsten Aussagen in aller Kürze aus dem Buch „Fairplay Franchising“, die sowohl Franchise-Gebern als auch Franchise-Nehmern aufzeigen, wie eine Franchise-Partnerschaft langfristig gut gelingt. Franchising ist ein zukunftsweisendes Modell: Wer bereit ist, Verantwortung zu übernehmen, findet im Franchising neue Chancen für sich selbst. In meinem neuesten Buch Fairplay-Franchising (www.fairplay-franchising.com) beschäftige ich mich im Detail und als erste in der Szene mit den weichen Faktoren im Franchising. Die Basis für gemeinsamen Erfolg sind ein wertschätzender Umgang und sozial verantwortungsvolles Handeln. Aus meiner Sicht existieren hierzu 9 Faktoren, auf welche ich in meinem Buch im Detail eingehe und die es zu berücksichtigen gilt. 1. Wer die Kuh melken will, muss sie auch füttern Um nachhaltig Geld zu verdienen, muss ein System fertig entwickelt und profitabel sein. Ein Franchise-Geber muss von Beginn an verstehen, dass er die Kuh füttern muss, bevor er sie melken kann. Ein Franchise-Nehmer hat das Recht ein fertiges und bereits erprobtes System zu kaufen. 2. Wertschöpfung kommt von Wertschätzung Franchising ist people management und basiert auf starken persönlichen Bindungen. Menschen wollen und müssen Ernst genommen werden – Wertschätzung ist ein zentraler Begriff im Franchising und engagiertes Partnermanagement eines der wichtigsten Werkzeuge. Anerkennung und Wertschätzung führen dazu, dass die Bindung zu den Franchise-Partnern intensiver wird und damit die Umsetzung des Franchise-Konzeptes besser gelingt. 3. Erfolg braucht partnerschaftliche Führung In einem Franchise-System geht es um Einordnung, effektiv sind partnerschaftliche Führung und nicht strikte Hierarchien. Erfolgreiche Franchise-Systeme beteiligen Ihre Partner – die passenden Schlagworte sind hier Partizipation und Empowerment (Bevollmächtigung). 4. Franchising ist eine emotionale Heimat Wichtig ist, die geschäftlichen Bindungen auch auf persönlicher Ebene gut zu fundieren und zu pflegen; also Vertrauen zu schaffen, Sicherheit und Geborgenheit zu geben. Die Partner in einem Franchise-System müssen sich emotional zu Hause fühlen. Sie müssen sich mit der gemeinsamen Marke identifizieren, sie sollen stolz auf ihr System und ihre Marke sein. Marke ist gleich Emotion. 5. Das Potential der Softfaktoren ist stärker als man glaubt Neben einem professionellen Franchisepaket und einem marktgerechten Betriebstyp tragen die Softfaktoren wesentlich zur emotionalen Bindungskraft eines Franchise-Systems bei. Nicht nur der Franchise-Vertrag hält das System zusammen, sondern gerade auch die freiwillige Bindung der Partner in das System. Und diese erwächst aus richtigem Verhalten. Es geht nicht um ein Entweder-Oder - wichtig ist die Ausgewogenheit zwischen harten und weichen Faktoren. In einer echten Gemeinschaft wird aus vielen Ich ein Wir! 6. Erfolg und Wachstum bringen auch Risiken mit sich Wer in einem systemischen Ansatz denkt, erkennt schnell, dass mit dem Wachstum eines Franchise-Systems massive Verschiebungen einhergehen. Es gehört zu den Kernaufgaben des Franchise-Gebers, die Runde zu erweitern. Wachstum bringt aber systemische Veränderungen, die beobachtet und begleitet sein müssen. Wichtig ist es, das richtige Maß an Wachstum zu finden. 7. Systemführerschaft und Denken in Netzwerken schaffen Vorsprung “None of us is as good as all of us,” Ray Kroc, der Erfinder und Gründer des Franchise-Systems von Mc Donald’s, hat wohl als erster erkannt, worum es beim Franchising geht: kein Einzelner von uns ist so gut, wie wir alle zusammen. Es ist nicht nur wichtig, dass der Franchise-Geber weiß, was seine Partner erfolgreich macht. Er muss auch anerkennen, dass diejenigen, die sein Konzept umsetzen, einen wesentlichen Anteil am Erfolg haben. Die konsequente Umsetzung des Netzwerkgedankens ist eine Basis für die Systemführerschaft. 8. Jeder Erfolg hat Spielregeln Je klarer die Hardfacts formuliert sind, umso lockerer kann man bei deren Umsetzung sein. Kein Erfolg ohne Spielregeln. Regeln und Vorgaben müssen vorab festgelegt, erklär- und nachvollziehbar sein, damit sie eingehalten werden. Eng verknüpft ist dies mit laufender Kommunikation, mit Schulung und Weiterbildung. Spielregeln sind für ein System lebenswichtig und der Grundstein einer erfolgreichen Partnerschaft! 9. Konsequenz ist wichtiger als Strenge Konsequenz ist nicht gleich Sturheit. Manche Elemente im Franchise-System sind für den Erfolg so wesentlich, dass ihre Umsetzung und Pflege zur Pflicht wird. Franchise-Nehmer müssen erkennen, dass Franchise-Systeme gewissen Gesetzmäßigkeiten und Menschen bestimmten Regeln folgen, dann fällt ihnen die Orientierung, die Einordnung leichter. Wichtig ist, sich eindeutig zu verhalten und konsequent zu sein. Konsequenz ermöglicht das Einhalten von Regeln und die Überprüfung der Einhaltung in einer wertschätzenden Form. Ausblick Die hohe Motivation der beteiligten Partner und das fast zwangsläufige Wachstum werden Franchising zur erfolgreichsten Vertriebs- und Unternehmensform der Zukunft machen. Es werden sich allerdings nur die Systeme durchsetzen, die eine ausgewogene Balance finden zwischen den „Hardfacts“ – wie eine ausgeprägte Marketingkompetenz, die ganzheitliche Ausrichtung auf den regionalen Markt des Franchise-Nehmers, die konsequente Durchsetzung des Franchise-Konzeptes am Markt – und den so genannten „Softfacts“, wie die auf gegenseitiger Wertschätzung basierende partnerschaftliche Unternehmenskultur. „Fairplay Franchising“ ist – vielleicht etwas pathetisch ausgedrückt – mein ganz persönliches Glaubensbekenntnis zum Thema Franchising. Meine über 1200 Beratungsprojekte haben diese Denkweise in den letzten 25 Jahren bestätigt. Ein klares Konzept, ein funktionierender Betriebstyp allein genügen nicht. Vertrauen schaffen, Sicherheiten bieten, für Geborgenheit sorgen, Wertschätzung und Anerkennung, Partizipation und Empowerment – diese „weichen Faktoren“ sind in erfolgreichen Franchise-Systemen wichtiger denn je.

Leser: Hallo, Frau Martius. Sollte einer erfolgreichen Franchise-Partnerschaft eine gemeinsame Haltung von Geber und Nehmern in Bezug auf bestimmte Werte zugrunde liegen? Welche wären das aus Ihrer Sicht?

Waltraud Martius: Ja, das sollte auf jeden Fall so sein, denn nur gemeinsame Werte und das Leben dieser Werte können uns langfristig aneinander binden. Sonst sprechen wir eher von einer Zweckgemeinschaft. Auf jeden Fall sollten vertreten sein: Wertschätzung, Anerkennung, Beteiligung, Eigenverantwortung, Ehrlichkeit.

Leser: Mich würde besonders interessieren, wie sich die fairplay-Regeln auf das Controlling der Partnerbetriebe auswirken? Müssen wir noch mehr Überzeugungskraft aufbringen, um unsere Partner zur Mitwirkung zu bewegen?

Waltraud Martius: Nein, Überzeugung ist sicherlich nicht der richtige Weg. Es geht um Nutzen. welchen Nutzen haben Ihre Partner aus dem Controlling, welche Auswertungen erhalten sie zeitnah zurück. welche Maßnahmen legen Sie aufgrund des Controllings miteinander fest. Oder dient das Controlling nur dazu, die monatliche Gebührenabrechnung zu erstellen. Nehmen Sie eine kleine Gruppe von FNs, führen Sie bei ihnen ein professionelles Controlling ein und gestalten Sie die Auswertungen so attraktiv und einfach, dass diese tatsächlich dem FN in seiner täglichen unternehmerischen Eigenschaft unterstützend hilft, seinen Betrieb noch erfolgreicher zu führen. Erarbeiten Sie auch mit den FNS (oder im Beirat) die wesentlichen Inhalte des Controlling. Und halten Sie (oder lassen halten - vielleicht von mir :-)) einen Vortrag zu diesem Thema, warum es wichtig ist, dass der FG weiß, wie es seinen FN geht und warum Controlling ein wichtiges Instrument zur Weiterentwicklung ist.

Leser: Hallo Waltraud - ich hoffe es geht dir gut! Ich wollte fragen, ob du Informationen, Checklisten etc. hast bzw. ob es im Netz seriöse Seiten in der Richtung gibt, zum Thema Franchise-Vertrag. Wir wollen auf unserer Franchise-Seite eine Seite zum Thema Franchise-Vertrag mit allgemeinen Informationen drauf geben und einer Art Checkliste, worauf der Interessant achten sollte...

Waltraud Martius: Hallo Marco, ja alles gut, nur ein Husten plagt mich noch :-) ja es gibt eine Checkliste vom deutschen Verband zum Franchisevertrag. schicke ich dir zu.

Leser: Wirklich interessant! Und welche Maßnahmen empfehlen Sie Franchise-Gebern, die ihre bestehenden Prozesse auf mehr Fairplay umstellen wollen?

Waltraud Martius: Zum einen natürlich, mein Buch zu lesen. Bekommen Sie bei Amazon, im Buchhandel oder auch direkt bei uns. Dann bieten wir einen Workshop an, in dem wir anhand der 9 Spielregeln Ihr System mit Ihnen gemeinsam durchforsten und die Maßnahmen erarbeiten, die es braucht, damit Ihr System langfristig erfolgreich wird. Wir haben dazu eine Checkliste und wenn Sie möchten, schicke ich Ihnen diese gerne zu. Schicken Sie mir einfach ein e Mail. Dann natürlich der Erfahrungsaustausch mit anderen Franchise-Systemen, z.B. auch bei den diversen Veranstaltungen des DFV. Das nächste Franchise-Forum findet am 19.2. in Frankfurt statt. Infos finden Sie auf der Website des DFV.

Leser: Welche bislang ungenutzten Chancen könnte eine erfüllendere Franchise-Partnerschaft den Beteiligten eröffnen? Lassen sich die langfristigen Erfolge anhand von Beispielen belegen?

Waltraud Martius: Ja, wir wissen, dass der Ansatz des Fairplay Franchising dazu führt, dass sich die Fluktuation im System verringert, die Laufzeiten der Partnerschaften sich verlängern, dass sich die Diskussionen auf ein höheres Niveau heben, dass es um die Weiterentwicklung des Systems geht und nicht darum, wer recht hat.. und dass die Betreuung der Partner einfacher wird. Wir sprechen also nicht von Sozialromantik, sondern von betriebswirtschaftlicher Notwendigkeit.

Leser: auwe, dann gute Besserung und vielen Dank fürs Zuschicken! Übrigens Anmeldung zum Award haben wir gemacht - bin schon gespannt. Soll ich dir das Mail, was ich geschickt habe, weiterleiten?

Waltraud Martius: Ja, mach das...

Leser: Ich vermute, dass auch bewusst partnerschaftlich geführte Franchise-Systeme nicht ganz ohne Sanktionen auskommen. Welche Druckmittel stehen notfalls zur Verfügung und wie geht man damit um?

Waltraud Martius: Ja, natürlich! Fairplay heißt: Klare Standards und Regeln, professionell dokumentiert, gegenseitige Anerkennung und Wertschätzung im Rahmen dieser Regeln und klare Sanktionen, wenn eine Seite diese Regeln nicht einhält, bis hin zu Trennung. Fairplay hat nichts mit Esoterik und "Kuschelkurs" zu tun. Ganz im Gegenteil! Jeder Erfolg braucht klare Regeln, ist übrigens meine Spielregel Nummer 8.

Leser: Aufgrund der demografischen Entwicklung gerät die Zielgruppe 50+ zunehmend ins Visier der Rekrutierer. Haben Sie den Eindruck, dass für ältere Kandidaten andere Kriterien relevant sind, wenn sie sich für den Eintritt in ein Franchisesystem entscheiden?

Waltraud Martius: Gerade "im Alter" geht es um Anerkennung dessen, was bereits an Erfahrungen gemacht wurde und was der FN-Interessent aus seiner Vergangenheit mit- und in das System einbringt. Nach dem Motto: "alt, erfahren und gesund".

Leser: Es ist aufschlussreich, dass Sie in Ihrer ersten Regel potentielle Franchise-Nehmer mit Rindviechern:-) vergleichen. Warum sollte sich ein qualifizierter Kandidat trotz der vielfältigen Risiken für den Eintritt in ein Franchise-System entscheiden?

Waltraud Martius: Auch wenn das Rindviech in Österreich ein wesentlicher Bestandteil unser Kultur ist (:-)), so muss ich Ihre Interpretation leider korrigieren. Denn, wenn Sie das Kapitel genau lesen, dann ist die Kuh nicht der FN, das wäre sehr vermessen und würde nicht meiner Lebenseinstellung von Wertschätzung entsprechen, sondern es geht um das SYSTEM. Nur wenn das SYSTEM richtig gefüttert wird, nämlich zunächst vom FG, und nur wenn der FN in seine Existenz richtig investiert, kann auf Dauer das SYSTEM (d.h. alle Beteiligten) erfolgreich sein. Qualifizierte FN entscheiden sich aus vielfältigen Gründen für den risikoärmeren Einstieg in die Selbstständigkeit durch Franchising. Der häufigste Grund ist aber sicherlich die Intelligenz, das Rad nicht neu erfinden zu wollen, ein erprobtes Konzept umsetzen zu wollen und nicht mehr als Einzelkämpfer Unternehmer sein zu müssen. Immer natürlich vorausgesetzt, dass das System und das Konzept gut entwickelt und attraktiv sind, eben gut gefüttert.:-)

Leser: Womit sollten Franchise-Geber ihre Partner denn füttern, damit sie genug Geld liefern?

Waltraud Martius: Siehe die Antwort, die ich gerade gegeben habe, die Kuh ist nicht der FN, sondern das System und der FG muss ein professionelles System entwickeln, sonst wird er scheitern.

Leser: Werden durch den Strukturwandel in der Medienlandschaft neue Wege in der Partner-, Lieferanten- und Kundengewinnung im Franchising entstehen? Auf welchen Gebieten rechnen Sie mit neuen Kanälen oder Formaten?

Waltraud Martius: Auf der Kundenebene haben wir diese Erweiterungen ja bereits, die Verbindung von offline und online muss mittlerweile jedes Unternehmen beherrschen. In der Rekrutierung von FN bzw. in der Auswahl geeigneter Systeme spielen natürlich die diversen Plattformen eine große und wichtige Rolle. Virtuelle Messen, wie hier im Franchiseportal sind gute Möglichkeiten, FN zu suchen und ein Konzept anzubieten. Sie bieten potentiellen FNs eine gute Vorabauswahl. wir wissen aus den Erfahrungen mit unseren Kunden, dass der potentielle Bewerber bereits bis zu 4 Kontakte hatte, bevor die FGs mit ihm überhaupt ins Gespräch kommen. Sie googeln, sehen in Bewertungsplattformen nach, fragen andere FNs und besuchen als Kunden ihre Outlets. Und das ist auch gut so und wird von uns ja auch so empfohlen. Ein professioneller Rekrutierungsmix ist also ein wesentlicher Erfolgsbaustein im Auswahlprozess von neuen FNs.

Leser: Danke für Ihr freundliches Angebot: Mit der Umsetzung welcher Regeln tun sich Franchisegeber erfahrungsgemäß besonders schwer? Wie können Sie als Beraterin dabei helfen?

Waltraud Martius: Das hängt davon ab, in welcher Phase sich das System befindet. Gerade am Anfang ist es oft schwierig die richtigen Standards und Regeln zu finden und diese auch konsequent umzusetzen und nachzuvollziehen. Hier helfen wir aufgrund unserer langjährigen Erfahrung. Wenn das System in die Jahre gekommen ist, lässt oft die Motivation nach, sich regelmäßig zum Erfahrungsaustausch zu treffen. Oft wird zu lange zugesehen und dann ist Veränderung nicht so leicht herbei zu führen. Auch bei der Einführung von Beiräten werden Fehler gemacht, oft gibt es zu wenig Klarheit über die Rechte und Pflichten und die Grenzen des Beirates. Aufgrund unserer langjährigen Erfahrung unterstützen wir unsere Kunden in allen relevanten Bereichen, ein auf Dauer erfolgreiches System zu führen. Wir gestalten gemeinsame Workshop mit dem FG und seinem Team, um an den relevanten Themen zu arbeiten. Wir führen z.B. Partnerschaftsbilanzen durch und checken den Zufriedenheitsgrad ALLER Beteiligten im System und erarbeiten dann gemeinsam mit dem FG (unter Einbindung des Beirates oder auch der FN - z.B. bei Tagungen), die richtigen Maßnahmen zur Verbesserung... usw. usw.

Leser: Wie überwindet man in der Ansprache älterer Führungskräfte die Angst vor einem beruflichen Wechsel und einer selbstständigen Tätigkeit? Die hohen Lebenskosten und der fehlende Versicherungsschutz stellen erfahrungsgemäß die größten Hürden für einen Wechsel dar.

Waltraud Martius: Das kann sicherlich nicht so pauschal beantwortet werden, weil es von der Persönlichkeit des einzelnen Bewerbers abhängt. Ich denke aber, dass der Bewerber eine klare Vorstellung seiner nächsten 15 bis 20 Jahre haben muss. Ein gutes Finanzierungsmodell trägt hier sicherlich auch dazu bei. In einigen Systemen haben wir in letzter Zeit das Thema der Nachfolgeregelung ausgearbeitet. Ein gutes Instrument, um den Bewerber bereits zu Beginn Sicherheit zu geben, wenn er weiß, was am Ende seiner beruflichen Tätigkeit mit seinem Geschäft passieren kann.

Leser: Tut mir leid, da habe ich Ihre Regel Nummer EINS falsch interpretiert. Doch selbst bei sorgfältiger Prüfung kann ein Kandidat doch nicht sicher sein, wie sich ein Franchise-System aufgrund interner Unwägsamkeiten in Zukunft entwickeln wird. Ist dieses Risiko nicht so hoch zu veranschlagen, dass eine überschaubare Unternehmensgründung als Einzelkämpfer i.d.R. vorzuziehen ist?

Waltraud Martius: Nein, für mich nicht, sonst wäre ich nicht seit 35 Jahren in der Franchise-Szene. Ray Kroc, der Begründer von McDonald´s hat mal gesagt:"Keiner von uns ist so gut, wie wir alle gemeinsam. Ja, natürlich ist auch in der Existenzgründung durch Franchising ein unternehmerisches Risiko. Das kann Ihnen niemand abnehmen. Aber wir wissen aus allen europäischen Statistiken, dass die Scheiterungsraten im Franchising wesentlich geringer sind als in der klassischen Existenzgründung.

Leser: Wie schützen Franchise-Systeme ihr spezifisches Know-how künftig vor den Datenkraken aus Übersee? Sollten wir uns aus den Clouds besser verabschieden?

Waltraud Martius: Ich glaube nicht, dass man Angst haben muss vor den clouds.... und die Frage ist natürlich, für wen ist denn das Know-how wirklich interessant, ich glaube nicht für die Datenkraken aus Übersee :-). Und Sie können Ihr Know-how, Ihre Intranets und Co, ja auf einen eigenen Server legen.

Leser: Lassen sich mit Ihren Fairness-Thesen auch bereits ausgebrochene Konflikte im System lösen? Wie reagieren die Konfliktparteien in der Regel darauf?

Waltraud Martius: Ja, aus meiner Erfahrung aus Mediatorin schon! Und wenn die Lösung vielleicht Trennung heißt, denn erfahrungsgemäß trennt man sich oft viel zu spät....

Leser: Liebe Frau Martius! Erlauben Sie mir bitte, in diesen Chat noch ein ganz anderes Thema einzubringen: In welcher finanziellen Größenordnung bewegen sich die Preise einer Master-Lizenz? Was halten Sie von der Einschaltung eines Vermittlers für die Master-Suche? Was für ein Abrechnungsmodell – Fixum, Erfolgsprovision, etc. - hat sich dabei bewährt? Mit welchen Kosten müssen wir rechnen?

Waltraud Martius: Gerne! Sie dürfen alle Themen einbringen. Der Preis einer Masterfranchise ist ganz unterschiedlich und hängt sehr davon ab, aus welchem Land das System kommt. Die meisten der US-Systeme sind meiner Meinung nach viel zu teuer. Wichtig ist es, aufgrund des Preises einen realistischen Business Plan zu berechnen, ob sich die Investition tatsächlich wieder amortisiert, d.h. wie viele FNs im Land möglich sind und welche realistische Einstiegsgebühr Sie dann von diesen FNs erzielen können. Wichtig ist natürlich auch, welche Leistungen der Master FG zu Beginn und laufend erbringt. Gibt es bereits eine Marktforschung für Ihr Land und einen realistischen Businessplan? Wie viele Schulungstage sind involviert und welche Unterstützung bekommen Sie zu Beginn, wenn Sie Ihre nationale Franchise-Zentrale aufbauen und die ersten FNs gewinnen? Und gibt es ein Master-Manual, in dem das Know-how beschreiben ist, wie Sie das System in ihrem Land aufbauen sollen? Nach den 4 großen Prozessbereichen: Rekrutierung - Systemintegration - laufende Partnerschaft und De-Rekrutierung.

Leser: Bedarf es für die erfolgreiche Umsetzung der Fairplay-Politik unter Umständen eines personellen Neuanfangs?

Waltraud Martius: Wenn die beteiligten Menschen verbraucht sind, das Vertrauen aufgebraucht haben, wenig Bereitschaft für Veränderung und und Lernfähigkeit ein Fremdwort ist, dann wahrscheinlich!

Leser: Es gefällt mir, wie Sie die Bedeutung der gegenseitigen Wertschätzung betonen. Für mich hat Wertschätzung viel mit einem respektvollen Umgang zu tun. Hier gibt es in der Gesellschaft allerdings Veränderungen, die offenbar mit dem Generationswechsel und dem Medienkonsum zu tun haben. Die Umgangsformen und die Kommunikation ist in den letzten Jahren ruppiger geworden. Wie kann die Systemzentrale dazu beitragen, dass alle Altersgruppen auf Augenhöhe miteinander kommunizieren und sich im System wohl fühlen?

Waltraud Martius: Ja, Sie haben Wertschätzung richtig interpretiert. Allerdings bin ich nicht der Meinung, dass die Welt sich so sehr verändert hat. Mangelnden Respekt hatten wir auch in unserer Jugend. Ich erlebe, dass gerade die Jugend im Franchising sehr daran interessiert ist, sich auf gleicher Augenhöhe zu begegnen. In Vorträgen und Workshops arbeiten wir mit unseren Kunden genau daran. Erarbeiten Sie mit den Beteiligten die richtigen Maßnahmen, um Wertschätzung und gegenseitigen Respekt umsetzen zu können. Verabschieden Sie ganz konkrete Maßnahmen für alle Beteiligten und erarbeiten Sie Sanktionen, wenn die Standards nicht eingehalten werden.

Leser: Und was halten Sie von der Einschaltung eines Vermittlers für die Master-Suche? Was für ein Abrechnungsmodell – Fixum, Erfolgsprovision, etc. - hat sich dabei bewährt? Mit welchen Kosten müssen wir rechnen?

Waltraud Martius: Sorry, hatte nur die Hälfte beantwortet. Das hängt natürlich auch wieder vom Vermittler ab. Aber generell machen die schon einen guten Job. Üblich ist ein Erfolgshonorar in der Höhe von 20 bis 30 % der Mastereinstiegsgebühr, das normalerweise der Master-FG bezahlt. Ihnen muss nur klar sein, dass Sie diesen Betrag in Ihrer Einstiegsgebühr wieder finden. Wenn Sie ein System suchen, dann können Sie sich bei den Beratern registrieren lassen und bezahlen normalerweise nichts dafür. Außer Sie würden einen Berater dafür engagieren, speziell für Sie ein System zu suchen, zu bewerten und zu empfehlen. Das wird meistens wie ein normaler Beratungsaufwand betrachtet und nach Zeitaufwand berechnet. Möchten Sie eine Master-Franchise vergeben oder ein System übernehmen????

Leser: Sie erwähnen Risiken, die in direktem Zusammenhang mit dem Erfolg und Wachstum eines Franchise-Systems stehen. Welche Risiken sind das?

Waltraud Martius: Wenn ein System zu schnell wächst, kommt meistens die Organisation in der Zentrale nicht mit. Dies führt zu schlechter Erledigung der Anfragen der FNs und damit zu Unzufriedenheit. Bei zu schnellem Wachstum muss auch darauf geachtet werden, dass die bestehenden FNs in ihrer Betreuung nicht vernachlässigt werden.

Leser: Wir wollen Master-Lizenzen für den Einzelhandel in unseren europäischen Nachbarländern vergeben. Im Gegenzug könnten wir uns vorstellen, das Sortiment eines ausländischen Anbieters im Rahmen einer Master-Lizenz bei uns anzudocken. Gibt es bereits Beispiele für ein solches Vorgehen?

Waltraud Martius: Und warum wollen Sie dann Master vergeben??? Ist das schon entschieden??? Es gibt viele andere Strategien der Internationalisierung. Master ist nicht immer der richtige Weg. Gerne sende ich Ihnen zu den Strategien Unterlagen zu. Ein Beispiel für "vice-versa" fällt mir so schnell nicht ein.

Leser: Es freut mich, dass Sie mir im Hinblick auf Auswirkungen des Generationswechsels nicht zustimmen können. Es war nicht auch meine Absicht, in das übliche Lamentieren über die Jugend einzustimmen. Für gravierender halte auch ich den Medienkonsum, wo insbesondere die amerikanischen Serien einen neuen Umgangsstil geprägt haben. Deren Einfluss nimmt inzwischen ab und wird von Onine-Spielen, YouTube-Filmchen etc. abgelöst.

Waltraud Martius: Ja, da haben Sie recht....

Leser: Ich danke Ihnen für Ihre Hinweise. Ich fürchte, unsere Internationalisierungspläne sprengen zeitlich den heutigen Chat. Gerne komme ich demnächst auf Sie zu.

Waltraud Martius: Ja gerne! Ich hoffe, dass ich Ihnen mit den ersten Gedanken geholfen habe. Schicke Ihnen gerne die Unterlagen. Melden Sie sich doch einfach. Wir können dann gerne unverbindlich weiter plaudern. Und ich biete Ihnen gerne unseren "Internationalisierung-Workshop" an.

Leser: Gehört aus Sicht weiblicher Bewerber nicht auch die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu den Fairplay-Kriterien, auf die ein modernes Franchisesystem achten sollte? Ich denke z.B. an qualifiziertes Personal in der Systemzentrale, die während der Schwangerschaft oder nach der Geburt bei Bedarf einspringen können.

Waltraud Martius: Ja, absolut! Bis jetzt haben wir sogenannte Notfallkonzepte für richtige Notfälle ausgearbeitet, aber das Thema "Schwangerschaft" beziehen wir immer öfter in die Konzepte mit ein. In den meisten Fällen geht es gar nicht darum, es dann tatsächlich auch umzusetzen, sondern primär, es als "back up" anzubieten. wie eben in den Notfallkonzepten. Das gibt Vertrauen und Sicherheit.

Leser: Gibt es bereits Konzepte für räumlich unabhängige "Springer", die den FN bei Bedarf ersetzen? Welche Perspektiven bietet man solch qualifizierten Mitarbeitern al FG an?

Waltraud Martius: Ja, das gibt es. Diese Kosten werden zu Selbstkosten weiterverrechnet, d.h. alle anfallenden Kosten werden vom FN getragen. der FG koordiniert den Springer, verdient aber nichts an ihm.

Leser: Danke und gute Besserung!!!

Waltraud Martius: Danke, das wird schon wieder :-)

Waltraud Martius: Vielen Dank für die tollen Fragen und Beiträge. Wünsche allen weiterhin viel Erfolg und Freude mit Franchising. Und ein ganz tolles Wochenende, herzlichst, Ihre Waltraud Martius

 Waltraud Martius

Waltraud Martius

SYNCON International Franchise Consultants

Waltraud Martius ist Franchise-Beraterin und Mitbegründerin des Österreichischen Franchise-Verbandes (ÖFV). Außerdem ist sie Mitherausgeberin und Autorin mehrerer Bücher über Franchising.

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