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Fairplay als erfolgversprechende Franchise-Strategie

Waltraud Martius: Sehr geehrte Chat-Teilnehmer, in Zeiten wie diesen ist die Wertediskussion berechtigt und auch angebracht. Mein neuestes Buch "Fairplay Franchising" zeigt auf, mit welchen Softfaktoren und Werten ein Franchisesystem zum Erfolg geführt werden kann. Ich freue mich auf Ihre Fragen und Diskussionsbeiträge. Ihre Waltraud Martius

Leser: Hallo Frau Martius! Sehen Sie einen Mangel an Fairness im Franchising?

Waltraud Martius: Ja, in manchen Franchisesystemen sehe ich das schon. Vor allen Dingen die Systeme, die schon Jahrzehnte existieren und die eher aus der Ecke der autoritär geführten Systeme kommen. Früher als Subordinationsfranchising bezeichnet. Manche haben díe Entwicklung hin zu einem partnerschaftlich geführten System verpasst. Aber auch diese Systeme lernen. Übrigens heißt "partnerschaftlich" nicht Autoritätsverlust, ganz im Gegenteil: es geht um Systemautorität und Anerkennung dieser.

Leser: Guten Morgen Frau Martius: Wann ist der richtige Zeitpunkt gekommen, dass ein erfolgreiches Einzelunternehmen den Aufbau eines Franchisesystems ins Auge fassen kann? Was ist an Zeit und Kosten dafür zu veranschlagen?

Waltraud Martius: Wenn die "Pilotierung" erfolgreich ist und Sie mit Ihrem Geschäft beweisen können, dass Sie damit Geld verdienen, können Sie an den ersten Schritt denken, nämlich die Franchise-Eignungs-Analyse und die Entwicklung Ihres Franchisepaketes. Zur Franchise-Eignungs-Analyse sende ich Ihnen gerne Checklisten zu. Ich sage immer: "Es braucht eine gute Schwangerschaft, bis das Franchise-Baby auf der Welt ist" und das bewährt sich immer wieder. Ca. 6 bis 9 Monate Entwicklungsarbeit müssen Sie schon rechnen, vor allen Dingen für die Erstellung der Know-how Doukumentation und die Entwicklung der Franchise-Tools, die Sie als Franchisegeber brauchen, wie z.B. Marke, Schulungskonzept, Marketingplan, Controlling, Handbuch, Intranet usw...... Die dabei anfallenden Kosten sind davon abhängig, wieviel Sie selber machen und wieviel Beratung Sie einkaufen müssen. Um diese Frage seriös beantworten zu können, muss ich mehr über Sie wissen. Z.B. ob sie das Handbuch selber schreiben können oder ob es schon eine Marke gibt, ob es einen Rechtsanwalt in Ihrem Umfeld gibt, der Ihnen den Vertrag macht usw.....

Leser: Kommen bei einem Franchise-System mit Eigenbetrieben die Interessen der Franchise-Nehmer nicht fast zwangsläufig unter die Räder? Für mich wäre es jedenfalls nachvollziehbar, wenn einem System die Eigenbetriebe im Zweifel wichtiger sind und es sich die attraktiveren Standorte selbst vorbehält.

Waltraud Martius: Genau das ist nicht Fairplay!!! Wenn ich als Unternehmen mich für die Vertriebsform des Franchising entscheide, dann muss der wirtschaftliche Erfolg der Partner an erster Stelle stehen. Franchisenehmer sind eine "Lückenbüßer!".

Leser: Als Einstimmung auf Ihr Buch zum selben Thema beschäftigt mich zur Zeit die Frage, wie man bereits bei der Auswahl der Franchise-Partner feststellt, ob man auch bei den Werten an einem gemeinsamen Strang zieht und nicht nur Lippenbekenntnise abgibt.

Waltraud Martius: Schön, dass Sie mein Buch lesen möchten, Sie können es über unseren Shop bestellen. Ja, Sie haben sehr recht, das ist immer wieder eine Herausforderung. Sie sollten einfach viele Gespräche mit Ihren potentiellen Partnern führen, aber auch erleben wie sich der Bewerber in seinem Umfeld bewegt und verhält. Ein gemeinsames Mittagessen mit der Familie zeigt schon sehr viel, ein Abend an der Bar auch....und das Einholen von Referenzen hat sich auch schon bewährt..... aber sicher ist man/frau leider nie :-)

Leser: Dient die Erstellung von Partnerschaftsbilanzen dem Ziel eines faireren Umgangs?

Waltraud Martius: Zunächst mal zeigt die Partnerschaftsbilanz (PSB) auf, was die Partner voneinander halten, erwarten und wo es ihnen gut und schlecht geht. Wie zufrieden beide Seiten also sind. Die PSB sorgt für die Transparenz in der Partnerschaft, die nötig ist, um die Beziehung auf Dauer erfolgreich zu halten. Denn Sie wissen ja sicherlich auch, dass es ganz einfach ist, sich zu verlieben, dass es aber ganz viel Arbeit ist, eine Partnerschaft auf Dauer erfolgreich zu führen. Und damit dient die PSB auch dem Ziel eines fairen Umgangs miteinander. Nur wenn ich weiß, was meinen Partner berührt und wichtig ist, kann ich entsprechend agieren.

Leser: Wie sind pauschale monatliche Franchisegebühren, die unabhängig vom Erfolg des Franchisenehmers zu zahlen sind, moralisch zu rechtfertigen? Ich finde, dass es sich solche Franchisegeber zu einfach machen.

Waltraud Martius: Ja, das finde ich auch, allerdings so pauschal darf man/frau es nicht beurteilen. Es gibt Gründe, die für einen festen Betrag sprechen, z.B. wenn der Umsatz nicht eindeutig feststellbar ist (!) oder es große Unterschiede in den Umsaätzen der Partner gibt, dann ist oft ein Sockelbetrag sinnvoll. Ich persönlich halte aber mehr von 100% umsatzabhängigen Gebühren. Ich halte auch nichts davon, die Gebühren in den Produktpreisen zu verstecken.

Leser: Welche Werte sollte ein Franchisesystem ausstrahlen, um ethischen Ansprüchen zu genügen?

Waltraud Martius: Da müssten wir wohl zunächst den Begriff der Ethik und Moral definieren, denn da hat wohl jeder Mensch unterschiedliche Auffassungen. Ich denke, dass an erster Stelle die Wertschätzung stehen muss. Wertschätzung für alles, was die Beteiligten in das System einbringen. Wenn wir die Menschen für das wertschätzen, was sie bis jetzt in ihrem Leben getan haben und was sie in die Beziehung mit einbringen, sind wir dem Ethikbegriff im Franchising schon sehr nah. Dann sehe ich das Vertrauen als einen sehr wichtigen Wert. Gerade in einer Franchisepartnerschaft, in der Arbeitsteilung und Spezialisierung die Erfolgsfaktoren sind, müssen die Partner einander vertrauen können. Sie müssen sich auf den Anderen verlassen können. Und natürlich soll der Franchisegeber Vorbild für seine Partner sein. Und das Stichwort "Partizipation" ist natürlich auch ganz vorne zu nennen.

Waltraud Martius: In Zusammenhang mit Fairplay ist auch das Thema CSR - Corporate Social Responsability zu erwähnen. Die soziale Verantwortung in der Entwicklung eines Franchisesystems ist nicht zu unterschätzen und das Wahrnehmen von CSR führt auch auf Dauer zu erfolgreichen Partnerschaften. In meinem Buch "Fairplay Franchising" habe ich diesen Begriff in "CSCR" Corporate Co-Social Responsability" ausgeweitet, denn obwohl der Franchisenehmer selbstständiger Unternehmer und damit selbst verantwortlich für seinen Erfolg ist, gilt es für den Franchisegeber eine soziale Verantwortung für seine Franchisenehmer im System zu übernehmen.

Leser: In welcher Richtung wird sich die „Partnerschaft“ zwischen Franchisegebern und Franchisenehmern weiter entwickeln? Kommt es wirklich zu einem Umdenken?

Waltraud Martius: Das Umdenken ist bereits vorhanden und viele der Systeme sind partnerschaftlich aufgestellt. Autorität bedeutet Systemautorität und nicht Personenautorität. Die Partizipation zeigt sich in den Jahres-Tagungen, dem Einsatz der Beiräte und Ausschüsse, der Kommunikationspolitik, usw. Die Zukunft von Fairplay Franchising hat schon begonnen und ist in Zeiten wie diesen auch unbedingt erforderlich. Die kurzfristige, schnelle "Kohle" steht nicht im Vordergrund. Erfolgreiche, seriöse Franchisegeber wissen das.

Leser: Es ist sicherlich angebracht festzustellen, dass Fairness keine Einbahnstraße ist. Wie findet man als Franchisegeber die diesbezügliche Einstellung eines Kandidaten bereits im Erstgespräch heraus?

Waltraud Martius: Ja, das ist ein wichtiges Erfolgskriterium in Franchisesystemen. Indem Sie Ihre Werte offenlegen, werden Sie feststellen, ob der Bewerber damit umgehen kann. Sprechen Sie klar und offen an, was Sie von ihren Franchisenehmern erwarten. Es geht ja nicht um Sozialromantik, sondern um klare Spielregeln, seien Sie bereits in dieser Phase sehr konsequent, dann müssen Sie später nicht streng sein. Und achten Sie in dieser Phase (ich nenne sie in meinem Buch "Die Minus 1 Phase" auf Ihre Werte und bleiben Sie sich treu, dann wird es auch später in der Partnerschaft gut gehen.

Leser: Welche Franchisesysteme haben nach Ihrer Kenntnis bereits eine eigenständige Philosophie mit Werten und Visionen entwickelt?

Waltraud Martius: Sehr viele, die wir in den letzten Jahren erfolgreich beraten haben. Eine Aufzählung würde diesen Rahmen sprengen.

Leser: Gibt es eine Anleitung zur Berechnung angemessener Eintrittsgebühren? So könnte z.B. ein bestimmter Prozentsatz der Entwicklungskosten eines Franchise-Systems zugrunde gelegt werden.

Waltraud Martius: Nein, das ist der falsche Ansatz. Es gibt eigentlich nur einen Richtigen: nämlich, was verträgt mein Franchisenehmer, denn im Vordergrund muss immer die Wirtschaftlichkeit des Franchisenehmers stehen. Dann können Sie noch den Fremdvergleich anstellen, also was verlangen andere Systeme in Ihrer Branche. Und erst zuletzt ist die Überlegung dran, wie decken Sie damit Ihre Entwicklungskosten.

Leser: Ich habe neulich die Werbeveranstaltung eines Lizenzsystems besucht. Eigentlich hat mich das Konzept überzeugt! Doch zum Schluss wurde richtig Druck gemacht, was mir als Vertriebsprofi sehr missfiel. Bei wem kann ich mich über die Seriosität dieses Anbieters erkundigen?

Waltraud Martius: Bei den Franchiseverbänden. Wurde Druck in Bezug auf Vertragsunterzeichnung gemacht???

Leser: Sind die Funktionen eines Partnermanagers eher betreuender oder kontrollierender Art?

Waltraud Martius: Sowohl als auch, wobei ich das Wort Kontrolle nicht gut finde. Partnermanager haben ihre Hauptaufgabe dafür zu sorgen, dass Franchisenehmer erfolgreich sind und sorgen für eine professionelle Umsetzung des Systems. Da sind gemeinsame Wirtschaftsplanungen und Controlling&Benchmarking genauso ein Thema wie Marketingpläne zu erstellen und den Partner in allen Belangen in der Systemumsetzung zu unterstützen. Ein Partnermanager, der nur vorbeikommt, um zu kontrollieren, ist fehl am Platz.

Leser: Im Grunde ja. Es gäbe bereits weitere Interessenten für das Gebiet, so dass man eine Entscheidung nicht zu weit hinauszögern solle.

Waltraud Martius: Guter Verkaufstrick!!!! Aber auch legitim, denn der Franchisegeber will ja weiterkommen. Aber nicht nötig, wenn das System gut ist. Würde aber Ihr Feedback an das System geben, damit es sich weiter entwickeln kann. Auf jeden fall muss genügend Zeit bleiben, das System kennen zu lernen, z.B. durch Gespräche mit anderen Franchisenehmern.

Leser: Ist die Selbstständigkeit als Franchise-Nehmer in der Wirtschaftskrise eine zu empfehlende Alternative? Ist das Risiko einer Existenzgründung noch abschätzbar?

Waltraud Martius: Auf jeden Fall. Unlängst hatte ich Edgar Geffroy sagen hören:" Die größte wirtschaftliche Unsicherheit derzeit ist es, angestellt zu sein!".... und da hat er recht, denn als Angestellter haben Sie keinen Einfluss auf das Unternehmen und die Managementfehler. Werden Sie selbstständig und Sie bestimmen Ihr berufliches Leben selbst. Und mit Franchising ist die Unterstützung gewährleistet, dass es wirtschaftlich auch klappen sollte. Eigenverantwortung ist jetzt gefragt.

Leser: Warum sollte Franchising anderen Formen der Kooperation überlegen sein? Sind die Menschen überhaupt für eine partnerschaftliche Zusammenarbeit reif?

Waltraud Martius: Ich denke schon, dass die Menschheit erkannt hat, dass es gemeinsam besser klappt als alleine. Ray Kroc, der Begründer vpn McDonald´s, hat mal gesagt:"None of us is as good as all of us!" und in Zeiten wie diesen gilt es einfach noch mehr zusammenzurücken. Und warum dann ausgerechnet Franchising so gut klappt? Weil es so klar definiert und beschrieben ist, weil die Spielregeln der Partnerschaft definiert sind und die Partner nach den Kriterien der Selbstständigkeit, der Gemeinsamkeit, der Arbeitsteilung und Spezialisierung zusammenarbeiten und dies zu größerem gemeinsamen Erfolg führen kann.

Leser: Ein befreundeter Jurist behauptete, dass es für Franchise-Systeme rechtliche Mindestanforderungen gäbe. Bei meiner Internetrecherche konnte ich keine solchen Anforderungen finden. Wann gilt ein kooperativer Verbund als Franchise-System?

Waltraud Martius: Ihr Freund hat recht. Die rechtliche Basis des Franchising ist die Europäische Gruppenfreistellungsverordnung für vertikale Vertriebsbindungen. Damit ist auch Franchising geregelt. Und es gibt eine Europadefinition über Franchising und einen Ethikkodex. Das alles finden Sie auf den Websites der Franchiseverbände.

Leser: Wir brauchen für den Ausbau unseres Geschäftes qualifizierte Vertriebspartner, können uns aber die Entwicklung eines Handbuchs zeitlich und finanziell noch nicht leisten. Können wir als einfaches Lizenzsystem starten und uns schrittweise zu einem ausgereiften Franchisesystem entwickeln?

Waltraud Martius: Nein, das geht nie gut. Sie müssen die Kuh füttern, bevor Sie sie melken, das ist (leider) so. Siehe dazu Spielregel Nr1. in meinem Buch. Ihre Partner haben das Anrecht auf ein vollständiges und funktionierendes System, sonst werden diese nicht erfolgreich. Und nicht-erfolgreiche Partner (auch wenn es Lizenzpartner sind) sind die schlechteste Referenz. Ihr System bleibt stecken, bevor Sie richtig gestartet sind.

Leser: Halten Sie es für möglich, dass in absehbarer Zeit noch effizientere Formen der Kooperation zwischen Unternehmern entstehen? Ich denke z.B. an eine mögliche Weiterentwicklung sozialer Netzwerke im Internet.

Waltraud Martius: Ich denke, dass die Weiterentwicklung des Franchising hin zu Social Franchising, Mikrofranchising usw. ein Thema der Zukunft ist, aber auch natürlich social webs.... Die Zukunft gehört dem wertschätzenden Umgang miteinander.

Leser: Eine Sorge von Franchise-Interessenten betrifft das Ende der Partnerschaft. Sie befürchten, die Früchte einer langjährigen Unternehmertätigkeit aufgrund der Ansprüche des Franchisegebers nicht wirklich ernten zu können. Wie kann man ihnen diese Sorge nehmen?

Waltraud Martius: Indem Sie klare Regeln in Ihrem Vertrag und Handbuch haben, die diese Situation beschreiben, Und natürlich mit Wertschätzung damit umgehen, was der Partner für Sie aufgebaut hat und entsprechend regeln. Und die Diskussion um den Ausgleichsanspruch ist da sicherlich gerechtfertigt. Viele Systeme wertschätzen die Leistung des Partners entsprechend. Natürlich ist es immer davon abhängig, ob Sie dann als Franchisegeber oder ein neuer Franchisenehmer Nutznießer dessen sind, was der Parter aufgebaut hat. Dann steht ihm auch eine entsprechende Entschädigung zu.

Leser: Wie können wir neue Partner auf ein faires Miteinander vorbereiten? Ich sehe die Gefahr, dass sie einem bei zu großer Nachsicht später auf dem Kopf herumtanzen und bei zu straffer Führung an Eigeninitiative verlieren.

Waltraud Martius: Es geht nicht um Nachsicht, das wäre die falsche Wertehaltung, es geht um Klarheit in den Regeln der Partnerschaft. Die Partner müssen wissen, dass es eine Systemautorität gibt, für die Sie als Franchisegeber zu sorgen haben. Und je harder Ihre Facts definiert sind, desto softer können Sie sein, wenn es mal Abweichungen und Probleme gibt. Und wenn Sie klar defineren, was Ihre Erwartungen an die Franchisenehmer sind, was es für Sie bedeutet, dass Ihre Partner dies Systemautorität anerkennen und sich wertschätzend Ihnen und dem System, also auch den anderen Franchisenehmern gegenüber verhalten, dann wird es gelingen. Es gilt eben aus der Verliebtheit in eine reife Beziehung zu gehen. Siehe dazu auch Kapitel 9 meines Buches: Konsequenz ist wichtiger als Strenge!

Leser: Ist die Zufriedenheitsbefragung von Franchise-Nehmern für die Qualitätssicherung des Franchise-Systems sinnvoll oder gar notwendig?

Waltraud Martius: Es ist ein gutes Instrument, jedoch sehe ich eine einseitige Zufriedenheitsbefragung der Franchisenehmer nicht als sinvoll an, sondern forciere die Partnerschaftsbilanz. Da werden nicht nur die Franchisenehmer befragt, sondern auch die Mitarbeiter der Franchisezentrale beurteilen in einem Fragebogen jeden einzelnen Franchisenehmer und zeigen so auch ihre Zufriedenheit auf. Eine solche Bilanz zeigt viel mehr das Thema der Partnerschaft und nicht nur die einseitige Beurteilung der Leistungen der Zentrale durch die Franchisenehmer.

Leser: Wie werden die Fragebögen der Partnerschaftsbilanz ausgewertet? Gibt es dafür ein spezielle Software?

Waltraud Martius: Wir führen regelmäßig Partnerschaftsbilanzen für unsere Kunden durch. Wir arbeiten mit einer Standardsoftware die online - Fragebögen ermöglicht, individuell erstellt für das jeweilige System und online von allen Beteilgten ausgefüllt, das macht es leicht und die Teilnahmeqoute ist hoch.

Leser: Ist es fair, dass einige System-Zentralen anonym eigene Internetportale aufbauen und sich ihre Partnerrekrutierung von anderen Systemen finanzieren lassen? Ich bin sehr misstrauisch, was die Nutzung der generierten Adressen betrifft. Außerdem sehe ich bei der zunehmenden Zahl von Portalen für Franchise-Unternehmen die Gefahr der Verzettelung von Werbegeldern, da sie allesamt keinen Zusatznutzen bieten.

Waltraud Martius: Ich kenne solche Systeme nicht und denke, dass so vorzugehen nicht sehr erfolgreich sein kann, Auch das ist eine Frage der Ethik.

Leser: Wie kann ich als Bewerber sicherstellen, dass ein Franchisegeber nicht der Scientology-Sekte angehört? Ist der Vertrag bei einer falschen Angabe ungültig?

Waltraud Martius: Das ist eine juristische Frage, die ich Ihnen leider nicht beantworten darf. Bitte wenden Sie sich zu diesem Thema an die Verbände. Ich denke aber, dass im Rahmen der Vorvertraglichen Aufklärungspflicht eine derartige Zugehörigkeit auf jedenfall erwähnt werden müsste.

Leser: Welche System-Zentralen sind durch die Finanz- und Konjunkturkrise besonders gefährdet?

Waltraud Martius: Das hängt von der Branche ab. Pauschal sicherlich diejenigen, die nicht professionell aufgestellt sind und ihre Prozesse nicht im Griff haben.

Leser: Was passiert aber konkret, wenn der Franchise-Geber den vorgeschlagenen Nachfolger aufgrund angeblicher Eignungsmängel ablehnt, weil er den Betrieb selber günstig übernehmen will?

Waltraud Martius: Dann ist entweder im Vertrag etwas falsch geregelt.... Am besten ist dann eine Mediation.

Leser: Sind zur Aufrechterhaltung des Qualitätsstandards bzw. zur Schaffung von Qualitätsbewusstsein spezielle Schulungen angebracht? Sollte sich ein solches Schulungskonzept an Franchise-Nehmer oder auch an ihre Mitarbeiter wenden?

Waltraud Martius: Das ist ganz wichtig, da die Einhaltung der Qualitätsstandards ein wesentlicher Erfolgsbaustein für die Franchisenehmer ist. In die Schulung sollten sowohl Franchisenehmer als auch ihre Mitarbeiter einbezogen sein. Sehr oft gibt es für die Mitarbeiter Traingskonzepte vor Ort oder "blended learning" Systeme (d.h. die Kombination z.B. von Präsenztraining in Gruppen und Online-Training).

Leser: Welche weiteren Instrumente der Qualitätssicherung gibt es in Franchise-Systemen?

Waltraud Martius: Da ist zunächst zu unterscheiden zwischen intern und extern. Extern: Mystery Shopping, Kundenzufriedenheitsanalysen, SMS Voting usw., Intern: Partnerschaftsbilanzen, die Betreuung durch die Partnermanager, Systemaudits, Qualitätszirkel, Beiräte usw.

Leser: Warum ist die Mehrzahl der Franchise-Geber nicht zur Durchführung regelmäßiger Zufriedenheitsanalysen bereit? Es würde ihnen doch helfen, Schwachstellen rasch zu erkennen und zu beheben.

Waltraud Martius: Ist das so??? Ich kenne viele Franchisegeber, die regelmäßig PSB durchführen und die auch Zufriedenheitsanalysen machen lassen. Es könnte auch sein, dass sich die Franchisegeber diesen Aufwand nicht leisten wollen oder können.

Leser: Sehen Sie bei unzureichendem Einsatz eines Franchisenehmers Lösungswege, die ohne Abmahnungen und rechtlichen Druck auskommen?

Waltraud Martius: Abmahungen sind wichtig, um die Spielregeln der Partnerschaft wieder ins rechte Licht zu rücken. Eine sehr gute Methode, den Karren wieder aus dem Dreck zu holen, ist die Mediation. Eine rechtliche Auseinandersetzung ist meistens nicht sinnvoll und zielführend. Dann lieber gemäß dem Motto:"Reisende soll man ziehen lassen" verfahren, wenn es dem System nicht schadet.

Leser: Ist es sinnvoll, sich jetzt in Zeiten der Krise mit Wachstum zu beschäftigen? Wie kann (Krise einmal ausgeblendet) sicher gestellt werden, dass die Qualitätssicherung nicht durch das Wachstum leiden?

Waltraud Martius: Da treffen Sie voll meine persönliche Meinung. Ich sehe jede Krise als Chance. Ein wohl durchdachtes, strategisches Wachsen ist jetzt sicherlich ein Weg, um für danach gut gerüstet zu sein. Und wenn Wachstum kontrolliert erfolgt, dann leiden auch nicht die Qualitätststandards darunter.

Leser: Kann man die wichtigsten Faktoren / Voraussetzungen für eine sehr gute Franchise-Partnerschaft in ein paar Stichpunkten zusammenfassen (bezogen Franchisegeber und Franchisenehmer)? Ich denke an eine Art To-Do-List.

Waltraud Martius: Ja das kann mann. Wir haben für mein Buch die Framchisegeber und Franchisenehmer in Deutschland und Österreich befragt was für sie die wichtigsten Werte sind: Vertrauen, Wertschätzung, Anerkennung, partnerschaftlicher Umgang, offene Kommunikation und Umgang mit Konflikten, mündiger Umgang mit mündigen Unternehmern.... Und ich würde noch ergänzen, dass es für beide Seiten wichtig ist zu erkennen, dass es für jede Partnerschaft einen Lebenszyklus gibt, denn es gilt zu kennen und zu erkennen.... und dass die Partizipation die Autokratie ablösen muss. Und "Empowerment", dh. dass Franchisegeber ihre Franchisenehmer zum wirtschaftlichen Erfolg "bevollmächtigen" müssen.....

Waltraud Martius: An alle Chatteilnehmer, danke für Ihre Beiträge, die mich bestärken am Thema "Fairplay Franchising" dran zu bleiben. Und wenn Sie gerne mein Buch dazu lesen möchten, dann schreiben Sie mir eine Mail oder bestellen Sie es über unsere Website. Ich sende es Ihnen zum heutigen FranchisePORTAL-Live-Chat zum Sonderpreis von 25.-- EUR. Weiterhin viel Erfolg mit Fairplay Franchising, Ihre Waltraud Martius

 Waltraud Martius

Waltraud Martius

SYNCON International Franchise Consultants

Waltraud Martius ist Franchise-Beraterin und Mitbegründerin des Österreichischen Franchise-Verbandes (ÖFV). Außerdem ist sie Mitherausgeberin und Autorin mehrerer Bücher über Franchising.

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